Kein Platz für politischen Pastor in der grönländischen Kirche

Nuuk (Grönland). Pastor Markus E. Olsen in Nuuk verliert seinen Job. Seine Predikt zum grönländischen Nationaltag verstieß gegen die Richtlinien der Kirche – unter anderem, weil ein Trommeltänzer auftrat. Es gab eine Unterschriftensammlung und eine Demonstration von Bürgern, die ihn behalten wollen. Die Kirche hat zum Anlass der Kündigung keinen Kommentar abgegeben. Darüber berichteten Sermitsiaq und KNR.

Hans Egede

Hans Egede blickt über Nuuk. Foto Thomas Christiansen

Pastor Olsen war der Meinung, zum grönländischen Nationalfeiertag habe er die Freiheit, vom üblichen Schema abzuweichen und einen Trommeltänzer einzuladen. Seine Anhängerschaft ist ohnehin der Meinung, Trommeltanz (Qilaat) gehöre zu Grönland  und deshalb auch in die Kirche. Sie schätzen Pastor Olsen für den grönländischen Bezug, den sie in seinen Predigten finden.

Doch es gibt auch die andere Seite. Eine von KNR interviewte Theologin fand Olsens Predigt brutal. Sie sei nicht christlich gewesen, sondern politisch. Und der Trommeltanz passe nicht in die Kirche, fand sie. 

Olsen hatte in Interviews schließlich selbst den Anlass seiner Suspendierung angegeben, aus der inzwischen eine Kündigung geworden ist: Verwendung des Trommeltanzes ohne Erlaubnis, die fehlende Segnung der Königin und die Aufforderung an die Inuit, sich um sich selbst zu kümmern. Olsen hatte sich überrascht gezeigt darüber, dass die Suspendierung ohne jede Vorwarnung gekommen sei.

Hans Egede verbot die Trommel

Missionar Hans Egede verbot vor 300 Jahren die Verwendung der als heidnisch angesehenen Trommel in Grönland. Egede ist allerdings nicht mehr so hoch angesehen in Grönland wie früher, er wird zumindest von einem Teil der Grönländer als Vertreter und Mitwirkender einer Kolonialmacht gesehen. Und inzwischen ist Trommeltanz sogar als Weltkulturerbe von der UNESCO anerkannt.

Keine offizielle Aussage der Kirche

Die grönländische Bischöfin hat sich offiziell nie zu den Gründen der Suspendierung und Kündigung geäußert, da es sich um eine Personalsache handele.  Aus dem Verlauf darf man aber schließen: Ein zu eigenständiger Pastor, der sich eindeutig politisch und pro Unabhängigkeit äußert, ist nicht erwünscht. Was das für die Rolle der Kirche in Grönland bedeutet, wird sich zeigen. Die grönländische Kirche ist Teil der dänischen Kirche (danske folkekirke), während die färöische seit 2007 selbstständig ist.

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