Grönland: Mangel an Tierärzten zwingt zu neuen Lösungen

Grönland. Tierhalter in Grönland haben aktuell ein Problem: Außerhalb von Nuuk gibt es keine Tierärzte mehr. Das betrifft sowohl Schafhalter im Süden als auch Schlittenhundehalter im Norden. Nun versucht die zuständige Behörde, den Notstand mit Medikamentendepots, Fernberatung und Kurzzeitaushilfen zu mildern.

Grönländische Schlittenhunde

Grönländische Schlittenhunde. Foto Carsten Egevang/Projekt Qimmeq

Es ist offenbar kein begehrter Job, Amtstierarzt in Ilulissat oder Qaqortoq zu sein. Entweder es finden sich gar keine Bewerber, oder sie halten nur kurz aus. Schafhalter im Süden klagen über Unsicherheit und fehlende Ansprechpartner, Schlittenhundehalter im Norden über fehlende Optionen bei kranken Tieren. Als Notlösung kamen bisher Amtstierärzte aus Nuuk für kurze Zeit nach Ilulissat, Aufsichtspersonal für Schafsschlachtungen war teilweise schon aus Dänemark eingeflogen worden.

Medizindepots im Norden, Aushilfen im Süden

Das neue Konzept, das die zuständige Veterinär- und Lebensmittelbehörde nun in einer Pressemitteilung vorstellte, sieht folgende Lösung vor:

Nordgrönland: Der grönländische Schlittenhund (den es nur oberhalb des Polarkreises gibt, dafür sind dort keine anderen Hunde erlaubt) sei eine bewahrenswerte Rasse und Teil der grönländischen Kultur. Es gehöre deshalb zu den Aufgaben der Amtstierärzte, Schlittenhundehalter zu beraten. In einem Pilotprojekt sollen nun Medikamentendepots für die typischen Schlittenhundekrankheiten in Ilulissat und Qanaaq angelegt werden, die unter Aufsicht des örtlichen Gesundheitswesens stehen. Hundehalter sollen die Medikamente nach Fernkontakt mit dem Tierarzt und Bezahlung erhalten können. Der Versuch soll ein Jahr dauern.

Südgrönland: Schafhaltung ist ein Wirtschaftszweig, und es gehört zu den Verpflichtungen eines Amtstierarztes, die Schafhalter zu beraten und Zugang zu notwendigen Medikamenten zu liefern. Da es nicht gelungen ist, einen festen Amtstierarzt in Qaqortoq zu halten, sollen nun Tierärzte angeworben werden, die jeweils für kürzere Zeit bleiben. Diese sollen sich speziell mit der Schafzucht befassen, und es wird nicht erwartet, dass sie nebenher auch andere Haustiere behandeln.

Keine Verpflichtung für andere Haustiere

Für die medizinische Versorgung anderer Haustiere sieht sich die Veterinär- und Lebensmittelbehörde nicht zuständig. In der Vergangenheit hatten die Amtstierärzte nebenher private Praxen für Haustiere betrieben. Heute ist die einzige Praxis für Haustiere in Nuuk.

Die grönländische Regierung heißt jeden willkommen, der irgendwo in Grönland eine private Tierarztpraxis aufmachen will. Interessierte können sich bei der Behörde unter uumasut@nanoq.gl näher informieren.

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Eine Antwort zu Grönland: Mangel an Tierärzten zwingt zu neuen Lösungen

  1. Sehr geehrte Damen und Herren, vielen Dank für diesen Artikel. Leider wurde jedoch einmal mehr Ostgrönland vergessen. Ich bin mit meinem Tierschutzverein Robin Hood dort seit 2012 tätig und wir haben vieles erreicht. Die Installation eines Wassersystems am großen Hundeplatz, den Bau von Hundehütten durch arbeitslose, junge Inuit, kostengünstigeres Futter, weil Robin Hood die Frachtkosten für Spezialfutter aus Dänemark übernimmt, die Verteilung von Schulbroschüren in allen Schulen mit dem Thema richtiger Umgang mit Schlittenhunden (auf Grönländisch), ein eigenes Schulprojekt und vieles andere. Leider ist die medizinische Versorgung zum Leidwesen der Tiere, aber auch der Hundehalter gleich Null. Wir kämpfen jedoch weiter. Ich bin im April wieder vor Ort. Mit freundlichen Grüßen, Marion Löcker, http://www.robinhood-tierschutz.at

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