Grönland. Ohne ihre Schlittenhunde wäre es den Vorgängern der heutigen Bewohner nie möglich gewesen, Grönland zu besiedeln. Der Schlittenhund ist zentraler Teil der grönländischen Kultur. Doch der Bestand nimmt ab – aus verschiedenen Gründen. Das Forschungsprojekt Qimmeq will nun die Schlittenhundekultur dokumentieren und gleichzeitig ermitteln, wie sich der Tierbestand gesund erhalten lässt.
Noch vor 20 Jahren gab es rund 30 000 Schlittenhunde in Grönland. Inzwischen sind es weniger als 15 000. Die Ursache sehen die Wissenschaftler zum einen in den veränderten Lebensumständen – mehr Menschen leben dort in der Stadt und der Schneescooter hat das Hundegespann teilweise abgelöst. Das schrumpfende Meereis aufgrund der Klimaerwärmung beschränkt außerdem die Einsatzmöglichkeiten. Außerdem haben Krankheiten zu Verlusten geführt. Im Rahmen des Projektes Qimmeq werden Forscher unterschiedlicher Disziplinen zusammenarbeiten. Dahinter stehen die Universität Kopenhagen, ihr naturhistorisches Museum und die Universität Grönland (Ilisimaturarfik).
Der grönländische Schlittenhund oder Grönlandhund ist eine eigene Rasse und zählt zu den Polarspitzen. Er ist an das kalte Klima angepasst und wurde für seine traditionelle Aufgabe gezüchtet – Forscher Morten Meldgaard nennt ihn im Radiointerview einen der „energieeffizientesten Hunde, die es gibt“. Der Schlittenhund darf auf Grönland nur nördlich des Polarkreises gehalten werden – aus klimatischen Gründen, um die Rasse rein zu halten und Konflikte zu vermeiden. Andere Hunderassen dürfen südlich des Polarkreises gehalten werden, aber nicht in den Norden mitgenommen werden. Kampfhunde sind gar nicht erlaubt. Neben der traditionellen Nutzung für Jagd und Transport werden Fahrten mit Hundegespannen heute auch für Touristen angeboten.
Das Projekt Qimmeq will die verschiedenen Aspekte der Schlittenhundekultur erforschen, dokumentieren und auch weiter vermitteln – von der genetischen Untersuchung der Hunde bis zu den verschiedenen Schlittenformen und der kulturellen Funktion. Auch Material aus den Museen wird dabei einbezogen. Im Rahmen des Forschungsprojektes soll unter dem Motto Qimmeq Health aber auch der Gesundheitszustand der heutigen Tiere und ihre Krankheitsgeschichte untersucht werden. Dies soll dazu beitragen, den Bestand gesund zu erhalten und auch das Wissen der Tierärzte erweitern.
Die Ergebnisse der des Forschungsprojektes könnten auch dazu beitragen, so Meldgaard, für diese besondere Gebrauchshundekultur den UNESCO-Welterbestatus zu beantragen.
Mehr zu Grönland: Grönland: Hof Erik des Roten ist jetzt UNESCO-Welterbe