Finnland. In Deutschland verfolgen Leute den Füllstand der Gasspeicher vor dem Winter – in Finnland den Zustand des Atomkraftwerks Olkiluoto 3. Wird es rechtzeitig zum Winter voll einsatzfähig sein? Wie die Bauzeit ist auch die Testphase nicht ganz glatt gelaufen. Offiziell soll die reguläre Produktion nun am 10. Dezember beginnen.
Das Interesse an Olkiluoto 3 dürfte deswegen so groß sein, weil Finnland ein großes strukturelles Stromdefizit hat. Dies wurde bisher durch Importe aus Schweden und Russland gedeckt, inzwischen nur noch aus Schweden. Der Reaktor Olkiluoto 3 bei Eurajoki, Südwestfinnland, sollte bekanntlich eigentlich schon 2009 ans Netz gehen. Zurzeit befindet er sich in der Testphase. Im März speiste er schon mal Strom ein. Im Juni wurde bekanntgegeben, dass sich Fremdmaterial im Dampferhitzer der Turbine befinde. Durch die erneuten Reparaturen verschob sich der Start der kommerziellen Produktion von September auf Dezember. Ende August sollen Tests mit einer Kapazität von 60 Prozent ausgeführt werden, im September mit einer Kapazität von 80 Prozent. Olkiluoto 3 hat eine installierte Leistung von 1600 MW.
Atomprojekte dauerten länger oder kamen nie
Finnlands langjähriges großes Stromdefizit liegt unter anderem daran, dass man auf Atomkraft setzte, die Projekte jedoch viel länger dauerten als gedacht – so wie Olkiluoto 3 mit einer Verspätung von 13 Jahren – oder komplett eingestellt werden mussten, so wie das Projekt Hanhikivi. Inzwischen wird aber auch viel in Windkraft investiert. Würde Olkiluoto 3 nun tatsächlich im Dezember ans Netz gehen, würde das einen großen Teil des Defizits decken – nicht zuletzt deshalb wichtig, weil kein Strom mehr aus Russland kommt. Finnland exportiert wiederum Strom nach Estland.
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- Übersicht Stromproduktion nach Produktionsart im nordischen Strompool(Statnett)
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