Olkiluoto 3 am Netz, Hanhikivi weiter in der Schwebe

Finnland. Das Atomkraftwerk Olkiluoto 3 ist nun an das finnische Stromnetz angeschlossen und speist testweise Strom ein. Die Zukunft des Atomprojektes Hanhikivi gemeinsam mit einer Rosatom-Tochterfirma ist dagegen weiter in der Schwebe. Darüber berichtete Yle.

Fingrid

Screenshot von Fingrid am 13.3.abends.

Der Netzanschluss von Olkiluoto 3 in Südwestfinnland kommt mit 13 Jahren Verspätung und zum dreifachen Preis, ist aber zum aktuellen Zeitpunkt sehr willkommen. Finnland hat bisher ein strukturelles Stromdefizit und ist ständig auf Importe angewiesen. Diese kommen vor allem aus Nordschweden sowie aus Russland. Wie viele europäische Länder überprüft auch Finnland gerade seine Importe aus Russland nach dem russischen Angriff auf die Ukraine. Die volle Kapazität des neuen Reaktors von 1600 MW werden voraussichtlich aber erst im Juli erreicht. Dann soll Olkiluoto 3 laut Betreiber TVO 14 Prozent des finnischen Verbrauchs decken. Dieses Atomkraftwerk wird die Stromlücke nicht vollständig schließen. An Tagen mit gutem Wind könnte Finnland dann aber auch mal eine positive Bilanz haben. Finnland liefert wiederum selbst Strom an die baltischen Staaten. Stromimporte und Exporte sind über Fingrid und Statnett zu verfolgen.

Verzögerungen auch bei Projekt in Hanhikivi

Hanhikivi

Die Baugenehmigung für das Kraftwerk steht noch aus. Trotzdem ist auf der Halbinsel Hanhikivi schon viel passiert. Foto Fennovoima

Um auch den zukünftigen Strombedarf zu decken, hatte die finnische Regierung schon vor Jahren die Entscheidung für ein weiteres Atomkraftwerk auf der Halbinsel Hanhikivi getroffen, in der Kommune Pyhäjoki, ein Stück südlich von Oulu. Auch bei diesem Projekt gab es schon viele Probleme. Dass eine Tochterfirma der staatlichen russischen Rosatom 35 Prozent an einem finnischen Atomprojekt hält, war schon früher kritisiert worden und ist aktuell höchst unerwünscht. RAOS sollte die Atomtechnik liefern.

Lieferantenwechsel in Hanhikivi nicht so einfach möglich

Wie Yle nun berichtet, ist es aber gar nicht so einfach, diesen ungeliebten Partner zu ersetzen. Zwar hatte Wirtschaftsminister Mika Lintilä erklärt, er würde die Baugenehmigung nicht befürworten. Doch zurzeit laufen die Arbeiten an den Plänen für den Reaktor und an den Gebäuden vor Ort wie genehmigt weiter. Der Wechsel des Lieferanten sei aus technischen, finanziellen und vertraglichen Gründen praktisch nicht möglich, so der CEO des finnischen Mehrheitseigners SF Voimaosakeyhtiö. Noch ist nicht einmal der Bauantrag für den Kraftwerksteil gestellt. Das war allerdings demnächst geplant. Bisher fließt also immer weiter Geld in das Projekt, dessen endgültige Umsetzung zurzeit höchst fraglich scheint. Sei es, weil es die Baugenehmigung vielleicht nie geben wird oder weil der Kessel nicht wie geplant in Donezk gegossen werden kann.

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