Festland-Europas nördlichste Gletscher schmelzen weg

Norwegen. Der norwegische Nationalpark Seiland an der Finnmark-Küste beherbergt die beiden nördlichsten Gletscher in Festland-Europa. Sie liegen jenseits 70 Grad Nord, aber vergleichsweise tief. Vom Nordmannsjøkel ist nicht mehr viel übrig, und auch der etwas größere Seilandsjøkel schrumpft. Darüber berichtete NRK.

Seiland

Insel Seiland, Nordnorwegen. Foto erlend./Flickr, CC BY-SA 2.0

Der kleine Nationalpark auf der Insel Seiland, samisch Sievju,  schützt die Vielfalt einer alpinen Küstenlandschaft und die Überreste von 7000 Jahren Besiedelung. Heute wohnen etwa 120 Menschen auf der Nordseite, die von Hammerfest aus mit der Fähre angefahren wird, und etwa 20 auf der Südseite, erreichbar über Alta. Der höchste Berg der Insel ist der 1079 Meter hohe Seilandstuva.

Zur den Besonderheiten dieses Parks gehören die beiden Gletscher. Doch vom Nordmannsjøkel sind bereits 95 Prozent des Eises geschmolzen, das er bei der Vermessung um 1900 hatte. „Wir sehen, dass die Gletscher in der Finnmark stark schrumpfen und dabei sind, komplett zu verschwinden“, so Glaziologin Liss Andreassen zu NRK. Diese Gletscher lägen zu tief, um im Winter mehr zu wachsen, als sie im Sommer schmelzen. 

Keine Chance mehr für tiefliegende Gletscher

Nicht alle der mehr als 2500 Gletscher Norwegens werden jedes Jahr neu vermessen, auch nicht der Nordmannsjøkel. Der Langfjordjøkel nur ein Stück südöstlich von Seiland gehört jedoch zum jährlichen Überwachungsprogramm. Seit 1996 wird dort (im Ostteil) jährlich die Massebilanz gemessen und war in dieser Zeit kein einziges Mal positiv. Die Frontänderung wird seit 1998 jährlich gemessen und war seitdem nur ein einziges Mal positiv: Im Jahr 2015 war die Gletscherzunge 6 Meter vorgerückt, insgesamt hat sie sich seit 1998 um 842 Meter zurückgezogen. Der Gletscher habe einfach nicht genug Fläche in großer Höhe für das aktuelle Klima und werde weiter schrumpfen, heißt es in einer Studie von 2017 zum Langfjordjøkel.

Folgen für den Nationalpark  Seiland

Von den fünf kleinen Eiskappen um den Langfjordjøkel wird sich am längsten wohl der Øksfjordjøkel halten, immerhin Festland-Norwegens neuntgrößter Gletscher. Nordmannsjøkel auf Seiland könnte der erste sein, der verschwindet. Für den Charakter des Nationalparks Seiland hätte dies große Auswirkungen, so die Verwalterin Ingunn Ims Visnes. Umso wichtiger seien Nationalparks in Zukunft, als Bewahrer für große Flächen so weit wie möglich funktionierender Natur.

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