Ittoqqortoormiit (Grönland). Das grönländische Ministerium für Fischerei und Jagd hat den berufsmäßigen traditionellen Jägern und Fängern von Ittoqqortoormiit eine zusätzliche Narwal- und Moschusochsenquote zugeteilt. Gedacht ist dies als Nothilfe zur Versorgung. Nach den Warnungen der Wissenschaftler ist dies allerdings nicht nachhaltig. Darüber berichteten auch Sermitsiaq und KNR.
Die diesjährige Narwal-Quote betrug 17 Tiere – und war bereits im Mai erfüllt. Narwale sind die Haupt-, aber nicht die einzige Beute derjenigen in Ittoqqortoormiit, die noch traditionell von der Jagd leben. Die Quote von 17 Tieren sei zu klein, bemängeln diese – es sei zu wenig, um Fleisch für die eigene Selbstversorgung zu erhalten und auch verkaufen zu können.
Die Wissenschaftler des grönländischen Naturressourcen-Instituts Pinngortitaleriffik beschreiben seit längerem einen Niedergang des Narwal-Bestands in Ostgrönland. Dort könne man drei getrennte Gruppen von Narwalen unterscheiden: Ittoqqortoormiit, Kangerlussuaq und Tassiilaq. Wie sie in einem Notat an das Ministerium 2024 betonen, liegen gerade für Ittoqqortoormiit viele Daten vor, um die Bestandsentwicklung zu verfolgen. Dabei handelt es sich sowohl um Zählungen aus der Luft als auch Informationen, die auf Angaben örtlicher Jäger basieren. Für den Niedergang des Bestandes machen sie nicht zuletzt die Jagd verantwortlich und die Tatsache, dass die Regierung regelmäßig höhere Quoten festsetzte, als der wissenschaftliche Rat empfahl. Weitere Faktoren sind Schiffslärm und Klimawandel.
Wissenschaftler und örtliche Jäger nicht einig
Die örtlichen Jäger sind allerdings in der Analyse nicht einig mit den Wissenschaftlern und meinen, es gebe in der Realität mehr Narwale, und die Quote könne noch höher sein. Es braucht eine gewisse Menge Beute, um sich und seine Familie von Jagd und Fang zu ernähren – inklusive Ware zum Verkaufen, um auch Geld für notwendige Anschaffungen zu erhalten. Die niedrigen Quoten reichten dafür nicht aus. Das Gewerbe sei am Aussterben, wenn sie nicht mehr fangen dürften.
Zusätzliche Quote als Nothilfe
Auf Drängen der örtlichen und überregionalen Jäger-und Fängerorganisation KNAPK hat das Ministerium für Fischerei und Jagd Ittoqqortoormiit nun als Nothilfe die Erbeutung fünf weiterer Narwale ( aus der nicht ausgeschöpften Quote des Nachbarbestands im Vorjahr) sowie zwei Moschusochsen pro Berufsjäger in den letzten beiden Juliwochen zugestanden. Darüberhinaus sei der Minister in schriftlichem Kontakt mit dem Borgermeister der Kommune, um langfristige Maßnahmen und Lösungen zu entwickeln. Die Wissenschaftler hatten zusätzliche Narwal-Quoten als nicht nachhaltig abgelehnt.
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