Schweden. Die Entgleisung eines voll beladenen Erzzugs von LKAB bei Vassijaure im Dezember 2023 verursachte einen riesigen materiellen Schaden. Mitten im Winter mussten 15 Kilometer neues Gleis verlegt werden, und zwei Monate lang konnte gar kein Zug fahren. Für Personenzüge dauerte der Stopp noch länger. Nun hat die schwedische Havariekommission die Ursache der Entgleisung bekannt gegeben: Ein anfangs nur kleiner Sprung an einem Rad wuchs sich zu diesem Riesenschaden aus.

Das beschädigte Rad, wobei abgesprungene Teile wieder eingepasst wurden. Bild aus dem Abschlussbericht der Havariekommission.
Ermittlungsleiter Jonas Bäckstrand beschreibt bei SVT, wie der kleine Ermüdungssprung an der Innenseite des Spurkranzes sich zur Nabe fortsetzte und dazu führte, dass auch die Befestigung an der Achse sprang und das Rad sich an der Achse nach innen bewegte. Es rutschte vom Gleis und rollte 15 Kilometer auf der Innenseite neben dem Gleis mit, bis es dadurch zu weiteren Schäden und zur Entgleisung mehrerer Waggons kam. Deshalb mussten so viele Schwellen ausgewechselt werden. Für die Überwachungssysteme am Gleis war der ursprüngliche Schaden zu klein, sodass kein Alarm ausgelöst wurde.
„Kombination von ungünstigen und sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren“
Über die Herkunft des Sprungs heißt es im Abschlussbericht der Havariekommission: „Der Schaden am Rad wurde wahrscheinlich durch eine Kombination von ungünstigen und sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren verursacht, die zuvor nicht in Bezug auf das Risiko von Ermüdungsrissen im Flansch und von Sprödbrüchen in der Nabe bewertet wurden.“ Der Bericht hält weiter fest, dass das betreffende Rad den geltenden Vorschriften entsprach und dass es keine Abweichungen bei der Wartung gegeben hatte. Der Ermittlungsleiter sagte gegenüber SVT, zu diesem Schaden müsse man noch mehr Forschung betreiben, um bessere Räder entwickeln zu können.
Suche nach Risikominimierung
Das Bergbauunternehmen LKAB war bei seiner internen Untersuchung zum selben Schluss gekommen. Die LKAB-Logistikchefin Linda Bjurholt verwies in einer Stellungnahme darauf, dass man eine gute Zusammenarbeit mit den Schienennetzbetreibern sowie mit anderen Akteure wie der Technischen Hochschule Chalmers in Göteborg habe, um herauszufinden, welche Lehren man daraus ziehen könne und wie man die Risiken in Zukunft minimieren könne.
Empfindliche eingleisige Strecke
Die LKAB-Vertreterin betonte außerdem erneut, wie empfindlich eine eingleisige Bahnstrecke im arktischen Klima sei und wie große Folgen eine Störung haben könne, unabhängig von der Ursache. LKAB setzt sich seit langem für eine Doppelspur ein. LKAB verlor während des Stopps nach eigenen Angaben 100 Millionen SEK pro Tag, weil kein Erz ausgeliefert werden konnte. Auch Kaunis Iron und andere, die die Strecke für Gütertransporte nutzen, bekamen Probleme und machten Verluste.
Zweite Entgleisung: Es gab ein Loch in der Schneegalerie
Kurz nach der Wiederinbetriebnahme der ausgetauschten Gleise hatte es erneut eine Entgleisung gegeben, ganz in der Nähe. Auch dazu liegt inzwischen das Ergebnis vor: Durch ein Loch in der Schneegalerie hatte sich an einer Stelle zu viel Schnee gesammelt, durch den ein Rad vom Gleis gehoben wurde.
Die Reparaturarbeiten nach der Entgleisung am 17. Dezember 2023 prägten den Bahnverkehr zwischen Kiruna und Narvik einen guten Teil des Jahres 2024. Aus Sicherheitsgründen durfte die im Winter neu verlegte Strecke erst nach einer Überprüfung im Sommer auch von Personenzügen wieder befahren werden. Frühere Artikel zum Thema:
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