Grönland/Arktis. Was passiert mit den Meeressäugern, wenn die Arktis immer wärmer wird? Das kann man jetzt schon beispielsweise vor Grönland beobachten. Mithilfe von DNA-Spuren aus Bohrkernen aus dem Meeresboden konnte ein internationales Wissenschaftlerteam jetzt jedoch rekonstruieren, wie Meeressäuger auf die Klimaveränderungen seit der letzten Eiszeit reagierten. Federführend waren dabei Forscher der Universität Kopenhagen und der Geologischen Forschungsanstalt für Dänemark und Grönland. Nicht überraschend: Zentral ist dabei die Rolle des Meereises.

Sammlung der Sedimentkerne aus dem Meeresboden bei Nordgrönland. Im Bild Lennart Schreiber (links) und Inda Brinkmann. Foto: Lukas L. Taenzer
Über die Entwicklung der Meeressäuger in der Vergangenheit ist gar nicht so viel bekannt, weil es vergleichsweise wenige Fossilien davon gibt. Mit der Analyse von DNA-Spuren aus dem Meeresboden gibt es nun eine ganz neue Möglichkeit, Informationen über ihre Bewegungen zu erhalten. Denn alle Organismen im Meer hinterlassen dort Spuren, die langsam zu Boden sinken. Im Laufe der Zeit legen sich andere darüber. Die Daten der Untersuchung, die in Nature Communications erschienen ist, beruhen auf Sedimentkernen von vier verschiedenen Stellen in Nordgrönland: Melville Bay, Hall Basin, Lincoln Sea und Nordostgrönland. Damit ließen sich die Bewegungsdaten der Meeressäuger dort für die vergangenen 12 000 Jahre seit der letzten Eiszeit rekonstruieren.
Verschiebung der Arten, wenn das Eis abnimmt
„Unsere Daten zeigen eine Verschiebung der Arten nach Norden, in dem Takt, wie die Lufttemperaturen steigen, die Meeresströmungen sich ändern und das Meereis abnimmt. Dies stimmt gut mit den Veränderungen in der Zusammensetzung der Meeressäugerarten überein, die derzeit um Grönland beobachtet werden“, sagt Hauptautor Lennart Schreiber von der Universität Kopenhagen und GEUS.
Veränderungen im Ökosystem
Arten, die auf das Meereis angewiesen sind, wie beispielsweise die Ringelrobbe und Narwale, folgten dabei dem Eis nach Norden, während andere Arten begannen, die Gebiete zu nutzen, die für sie vorher wegen des Eises nicht zugänglich waren. Diese Veränderungen, so meinen die Forscher, hätten große Bedeutung für das gesamte Ökosystem. Und dies gelte auch für die Veränderungen, die heute vor Grönland in Gange seien und die Möglichkeiten der Bevölkerung für Fischerei, Robbenjagd und Walfang veränderten.
Die Studie: Holocene shifts in marine mammal distributions around Northern Greenland revealed by sedimentary ancient DNA
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