Erste Orbital-Trägerrakete aus Europa gestartet – für 30 Sekunden

Andøya (Norwegen). Zum ersten Mal ist gestern eine Orbital-Trägerrakete von Europa aus gestartet – wenn auch nur für einen 30-Sekunden-Testflug. Der private Münchner Raketenentwickler Isar Aerospace verbucht diesen ersten Flug seiner „Spectrum“-Rakete als Erfolg, und der Raketenstartplatz Andøya Spaceport hat damit unter den europäischen Mitbewerbern für die Zukunft die Nase vorn. Darüber berichtete NRK.

Abhebende Rakete mit großer ABgaswolke vor schneebedecktem steilem Felsen

Die Spectrum-Rakete ist abgehoben – wenn auch nur für 30 Sekunden. Foto Brady Kenniston, NASASpaceflight.com

Teile der Insel Andøya und der Küste waren vor dem Raketenstart abgesperrt worden, mit Sicherheitszuschlag, da es sich um einen neuen Raketentyp handelte. Wie sich auf den Videos verfolgen lässt, landete die 28 Meter lange Rakete direkt neben dem Startplatz im Meer und explodierte. Sie blieb damit gut innerhalb der Sicherheitszone, niemand wurde verletzt, und der Startplatz selbst blieb unversehrt.

So beurteilt der Isar-Aerospace-Mitbegründer und Geschäftsführer Daniel Metzler in einer Pressemitteilung selbst das Erreichte: „Unser erster Testflug war ein voller Erfolg und hat all unsere Erwartungen erfüllt. Die Trägerrakete ist abgehoben, für 30 Sekunden geflogen und wir konnten auch unser Flight Termination System validieren. Mit diesem Ergebnis fühlen wir uns gut gerüstet für unseren zweiten Flug.“

Erfolgreicher Start auch aus Sicht von Andøya Spaceport

Zufrieden mit dem Start ist auch Jon Harr, Operationschef bei Andøya Spaceport: „Die Rakete ist ein gutes Stück weit gekommen, deshalb war dies ein ein erfolgreicher Teststart, vor allem aus unserer Sicht. Wir haben viele Jahre daraufhingearbeitet, und alle unsere Abläufe und Systeme funktionierten wie geplant. Auch wenn manche jetzt wohl etwas enttäuscht sind, dass der Flug nicht etwas länger ging, sehen wir dies als einen Erfolg“, sagte er zu NRK. 

„Historisch“ – erster Start einer Orbital-Trägerrakete aus Europa

Der Start der Spectrum-Rakete in Norwegen gilt als „historisch“, denn er markiert den Beginn einer neuen Raumfahrt-Ära, in der neben den großen, etablierten Abschussbasen auch neue Standorte ihre Dienste anbieten können. Möglich wird dies, weil Satelliten inzwischen deutlich kleiner ausfallen können als früher. Diese können auch mit kleineren Raketen in den Orbit geschossen werden. Isar Aerospace ist eine der neuen, privaten Firmen, die mit selbstentwickelten Trägerraketen in das Satellitengeschäft einsteigen möchten.

Wettlauf ins All

Andøya war bereits ein etablierter Startplatz für Forschungsraketen, bevor dort in Technik zum Start von Orbitalraketen investiert wurde. Ähnlich ist der Hintergrund bei Esrange in Kiruna, das aber noch nicht ganz so weit ist. Ein weiterer europäischer Mitbewerber auf dem Weg ins Satellitengeschäft ist SaxaVord Spaceport auf den britischen Shetland-Inseln, wo die deutsche Firma Rocket Factory Augsburg ihre nächste Rakete starten will. Im August 2024 war derselben Firma dort bei einem stationären Test ein Motor explodiert. In Maia, Portugal, wird ebenfalls am Weg in den Weltraum gearbeitet. 

Früherer Artikel zum Thema: Weg frei für die erste Orbital-Trägerrakete ab Andøya Spaceport

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