Norwegen. Die Ausbeutung des bisher nördlichsten Ölfelds Norwegens hat gestern begonnen. Das Produktionsschiff Johan Castberg liegt 240 Kilometer nordwestlich von Hammerfest in der Barentssee und nimmt auf, was ihm die Installationen vom Meeresboden hochpumpen. Insgesamt sollen dort innerhalb von 30 Jahren 450 bis 600 Millionen Fass Öl zu gewinnen sein, meldet Betreiber Equinor.

Johan Castberg, in der Barentssee verankert. Foto Lars Morken @ Equinor
Das Johan-Castberg-Vorkommen besteht aus den Funden Skrugard, Havis und Drivis, die zwischen 2011 und 2014 entdeckt wurden. 12 von insgesammt 30 Brunnen sind bereits betriebsbereit und sollen im zweiten Quartal das gewünschte Produktionsniveau erreichen. 86 Milliarden NOK (nach aktuellem Kurs 7,56 Milliarden Euro) wurden investiert, um überhaupt beginnen zu können. Das war mehr als geplaunt, auch sollte das Produktionsschiff eigentlich schon vor zwei Jahren einsatzbereit sein. Equinor-Vertreter Geir Tungesvik rechnet allerdings damit, dass sich diese Investition nach zwei Jahren Betrieb amortisiert hat. Der norwegische Staatskonzern Equinor Energy AS ist Betreiber und der Eigner mit dem größten Anteil (46,3%) außerdem beteiligt sind Vår Energi ASA (30%) und Petoro AS (23,7%).
Produktionsschiff auf 370 Meter Wassertiefe

Zu Goliat (Öl) und Snøhvit (Gas) ist nun auch Johan Castberg gekommen: Förderaktivitäten in der Barentssee. Karte mit Hilfe von stepmap.
Leicht zugänglich ist dieses Öl nicht: Das 313 Meter lange Produktionsschiff Johan Castberg liegt verankert in 370 Metern Wassertiefe und so weit weg von Land, dass aus Kostengründen auf eine Pipeline verzichtet wurde. Stattdessen soll das gewonnene Öl auf andere Schiffe umgeladen werden, die es dann abtransportieren. Die Crew auf dem Produktionsschiff wird über eine Basis in Hammerfest versorgt. Dort ist auch ein Helikopter stationiert. Das Betriebsbüro befindet sich in Harstad. Das Produktionsschiff kann maximal 220 000 Fass Öl täglich produzieren.
Klimaneutral bis 2030?
Offiziell will Norwegen bis 2030 klimaneutral sein. Laut einer Schätzung eines Klimawissenschaftlers für NRK wird allein die Ausbeutung des Johan-Castberg-Öls 10 Millionen Tonnen CO2 produzieren. Dazu kommen mehr als 200 Millionen Tonnen bei der Verbrennung. Doch letztere findet ja im Ausland statt – und zählt deswegen bei der norwegischen Rechnung nicht mit.
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