Ein „UFO“ für die Arktis-Eisdrift: Tara Polar Station

Longyearbyen/Spitzbergen (Norwegen). Ein ungewöhnliches Seefahrzeug liegt seit Sonntag im Hafen von Longyearbyen: Die „Tara Polar Station“ ist gebaut fürs Driften im Eis und sieht eher aus wie ein gelandetes UFO als wie ein Schiff. Sie kam in drei Tagen aus Tromsø nach Longyearbyen und soll nun vor Spitzbergen getestet werden, bevor es auf die erste Expedition in die Arktis geht.

rundliche Plattform mit kuppelförmigem Aufbau

Tara Polar Station im Hafen von Longyearbyen

Die Tara Ocean Foundation wurde 2003 in Frankreich von Agnès Troublé (agnès b.) gegründet und widmet sich der Ozeanforschung, sowohl mit privaten als auch mit öffentlichen Mitteln. Sie unterhält bereits ein Segelschiff und will mit diesem speziell für das Eisdriften designten Fahrzeug eine gründlichere Erforschung des arktischen Ozeans möglich machen – über längere Zeit und auch während des Polarwinters.

Die Tara Polar Station ist 26 Meter lang und 16 Meter breit, geformt als ovale Plattform mit einem wulstartigen Rumpf und einem Aufbau aus einer runden Kuppel.  Im Sommer soll sie 18, im Winter zwölf Personen beherbergen können. Der Rumpf ist 20 Millimeter dick. Die Tara Polar Station soll 500 Tage autonom unterwegs sein können. Der  wissenschaftliche Beirat besteht aus einem internationalen Team, darunter auch Angehörige des deutschen Alfred-Wegner-Instituts. 

Vorläufer der Eisdrift-Forschung: Nansens Fram

Die Ersten, die planmäßig und mit wissenschaftlichen Zielen eine Eisdrift durchführten, waren 1893 – 1896 der Norweger Fridtjof Nansen und seine Crew mit der Fram, die heute in Oslo im Museum ausgestellt ist. Damit wurde bewiesen, was man vorher anhand von Treibholz vermutet hatte: dass ein Strom von Ostsibirien durch den Arktischen Ozean in Richtung Atlantik führt. Nach diesem Schiff ist die Framstraße zwischen Spitzbergen und Grönland benannt. Das deutsche Forschungsschiff Polarstern führte eine solche Eisdrift im Jahr 2019 bis 2020 durch. Beides waren Schiffe, die zwar den Druck des Eises gut aushielten, aber primär für die Fortbewegung auf See gebaut waren. 

Spezielle Eisdrift-Fahrzeuge

Primär fürs Eisdriften gebaut und deshalb eher „badewannenförmig“ ist die russische Plattform Sewerny Poljus, die ihre erste Drift 2022-2024 unternahm. Diese ist allerdings für mehr Leute konzipiert und 83 Meter lang. Das Design der Tara Polar Station ist minimalistischer und noch extremer. Nach bisheriger Planung soll sie jetzt vor Sitzbergen getestet werden und dann ebenfalls von Ostsibirien aus durch den arktischen Ozean driften.

Heutige Eisdriften gehen schon deshalb schneller als die der Fram, da das Polareis sich nicht mehr so weit erstreckt wie zu Nansens Zeiten.

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