Erste Expedition der Eisdrift-Forschungsplattform beendet

Murmansk (Russland). Ein ungewöhnliches Seefahrzeug erreichte vor kurzem die russische Hafenstadt Murmansk: Die „Sewerny Poljus“, die orangefarbige russische Eisdriftplattform, ist von ihrer ersten, 20-monatigen Expedition zurückgekehrt. Von den rund 3000 zurückgelegten Seemeilen waren mehr als 900 Eisdrift. Das meldete das russische Polarforschungsinstitut AARI.

Eisdrift-Olattform

Eisdrift-Plattform Sewerny Poljus. Foto Roshydromet

Die Expedition der „Sewerny Poljus“ („Nordpol“) begann ähnlich wie die Expedition MOSAiC der deutschen „Polarstern“ 2019: Sie fuhr im September 2022 nördlich der russischen Küste nach Osten. Auf Höhe der Neusibirischen Inseln steuerte sie Richtung Eisrand und machte an einer stabilen Eisscholle fest. Dann ließ sie sich vom Eis über den arktischen Ozean treiben. Die Sewerny Poljus driftete allerdings langsamer als die Polarstern und erreichte erst Anfang Mai 2024 wieder offenes Wasser.

Der erste, der auf die Idee kam, mit einem Schiff durch das Polareis zu driften, war der norwegische Polarforscher Fridtjof Nansen. Speziell zu diesem Zweck wurde die „Fram“ gebaut, die heute in Oslo im Museum zu sehen ist. Konstrukteur war den Norweger Colin Archer. Die Expedition dauerte von 1893 bis 1896.

Eis zu dünn geworden für Eisdriftstationen

Die russische Polarforschung entwickelte noch eine andere Tradition: Driftstationen direkt auf dem Meereis. Die erste wurde 1937 in der Nähe des Nordpols eingerichtet und hieß auch so: „Sewerny Poljus 1“. Die Ausrüstung war mit Flugzeugen dorthin transportiert worden. Diese Station driftete tatsächlich 274 Tage lang, allerdings mussten die vier Forscher mehrfach umziehen. Im Februar 1938 wurden sie mit Eisbrechern vor der Küste Grönlands abgeholt. Nach 1950 wurde die Idee wieder aufgenommen. Die Messdaten dieser Driftstationen trugen unter anderem zum Wissen über die Strömungen in der Arktis bei. Zuletzt war es jedoch immer schwieriger geworden, ausreichend stabile Eisschollen für die Stationen zu finden. Insgesamt gab es 40 solcher Expeditionen, die letzte 2012/2013. Der Eisbrecher „Jamal“ musste Team und Station retten, als die Scholle sich spaltete.

Optimiert für die Drift

Danach entstand das Konzept einer „Eisdrift-Forschungs-Plattform“. Die 83 Meter lange „Sewerny Poljus“ mit ihrer badewannenartigen Form ist optimiert auf lange, sichere Aufenthalte im Eis  – aber kein Eisbrecher. Mit 4200 kW ist die Maschinenleistung eher schwach, im offenen Wasser werden 10 Knoten erreicht. Es ist Platz für eine Crew von 10-14 Personen und ein wissenschaftliches Team von 34 Personen, für das mehrere Labore bereitstehen.

Im August 2023 hatte der Forschungseisbrecher Akademik Trjoschnikow neue Verpflegung und Personal für den Austausch zu der von Eis eingeschlossenen Station gebracht, wie der Barents Observer berichtete. Zwei Monate vorher war ein Kranker mit norwegischer Hilfe von Spitzbergen aus mit dem Hubschrauber abgeholt worden.

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