Nuuk (Grönland). Grönland ist zwar nicht Mitglied der EU – aber die EU hat nun auch ein Büro in Grönlands Hauptstadt Nuuk. Zur Einweihung kam EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nicht mit leeren Händen: Insgesamt mehr als 90 Millionen Euro erhält Grönland für Bildung und für grünes Wachstum.
Das Interesse der EU an Grönland, das zeigte die Rede von der Leyens, hat zwei Gründe: Grönland verfügt über gefragte Rohstoffe – und Grönland hat eine geostrategisch wichtige Lage. Seit 2020 unterhalten die USA in Nuuk ein eigenes Konsulat. Im selben Jahr bat Russland um die Genehmigung, einen Honorarkonsul in Grönland ernennen zu dürfen. Das wurde damals genehmigt, allerdings ist die Position bisher vakant.
Grönlands Regierungschef Múte B. Egede und von der Leyen unterschrieben zwei Abkommen. In dem einen geht es unter anderem um Investitionen in Wertschöpfungsketten für erneuerbare Energien und kritische Rohstoffe. Dafür gibt es eine Summe von 22 Millionen Euro. Das andere Abkommen zielt auf Kooperation und Investition in Bildung ab. Dafür stellt die EU 71 Millionen Euro bereit. Die EU hat mit Grönland im November 2023 bereits eine Partnerschaft zu kritischen Rohstoffen vereinbart.
Grönland und die EU
Grönland war zwar einst als Teil Dänemarks der EU beigetreten, trat aber mit wachsender Selbstständigkeit 1985 aus. Es gibt allerdings eine Zusammenarbeitsvereinbarung, und Grönland hat den Status eines „Übersee-Territoriums“ aufgrund seiner Verbindung zu Dänemark.
„Nichts über uns ohne uns“
Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen war bei dem EU-Besuch zwar dabei. Die Abkommen wurden aber von Egede unterschrieben. Das Interesse der EU an Grönland ist eine weitere Chance für Grönland, eine eigenständige internationale Rolle zu spielen, und es ist Konsens in Grönland, dass „nichts über uns ohne uns“ verhandelt wird – wie es Egede auch in seiner Pressemitteilung betont. Mette Frederiksen hat sich in dieser Hinsicht kooperativer gezeigt als ihre Vorgänger. Gleichzeitig muss sie auch immer wieder zu dunklen Kapitel aus der dänisch-grönländischen Geschichte Stellung nehmen, von denen immer wieder neue auftauchen – zuletzt die Spiralenkampagne. Aus Sicht der Betroffenen ist die Reaktion aus Dänemark stets zu langsam und nicht ausreichend.
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