Porjus (Schweden). Es mag so aussehen, als seien die Optionen für Wasserkraft im Norden ausgereizt – doch mit neuer Technik lässt sich die Effizienz steigern, ohne neue Dämme zu bauen. Darauf setzt jetzt jedenfalls der schwedische Energiekonzern Vattenfall und rüstet Harsprånget auf – das ohnehin schon effektstärkste Kraftwerk des Landes soll mit einer neuen Turbine noch stärker werden.
Harsprångsfallet, samisch Njommelsaksa, war einst Schwedens mächtigster Wasserfall, stärker noch als Storforsen. Er befindet sich im Lauf des Flusses Stora Luleälv nahe dem heutigen Porjus. Schon 1918 wurde erstmals beschlossen, diese Energie zu nutzen, doch der damals geplante Bau wurde nicht fertiggestellt. 1945 gab es dann einen neuen Anlauf mit einer komplett neuen Planung, und das erste Aggregat ging 1952 in Betrieb. Später wurde mit weiteren Aggregaten aufgerüstet. Harsprånget hat mit 811 MW bereits heute die größte installierte Leistung eines Wasserkraftwerks in Schweden und liefert etwa 2100 GWh Strom pro Jahr. Das größte Wassrkraftwerk nach gelieferter Energie ist Stornorrfors im Fluss Umeälv, mit rund 2200 GWh Strom im Jahr.
Mehr Effekt durch neue Turbine

Nur einmal im Jahr, wenn die Luken zur Sicherheitsüberprüfung geöffnet werden, rauscht es richtig im Wasserfall Harsprånget.
Nun soll Harsprånget also noch mehr liefern. Im Winter hatte Betreiber Vattenfall bereits beschlossen, 713 Millionen SEK (65 Millionen Euro) in einen neuen Transformator, Kontrollanlage und lokales Regelwerk zu investieren. Nun sollen außerdem 630 Millionen Euro (57,5 Millionen Euro) in eine neue Turbine fließen. Damit soll der Effekt auf 913 MW verstärkt werden.
Die Samen trugen die Hauptlast des schwedischen Wasserkraft-Ausbaus
Insgesamt gibt es am Fluss Luleälv 15 Staudämme. Er ist heute eine verlässliche Größe im schwedischen Energiehaushalt und deckt allein zehn Prozent des schwedischen Energiebedarfs. Das hatte allerdings seinen Preis: Frühere samische Siedlungen und wichtige Weidegebiete der Rentiere verschwanden unter Wasser. Daran erinnert unter anderem Hanna Ambühls Film Älven, min vän.
Flexibilität der Wasserkraft wichtig
Insgesamt deckt Schweden rund 40 Prozent seines Energiebedarfs aus Wasserkraft. Diese Energieform hat den Vorteil, dass damit die Schwankungen ausgeglichen werden können, die beispielsweise durch den ungleichmäßigen Wind entstehen – oder wenn sich wieder ein Atomkraftwerk plötzlich abschaltet.
Roadtrip entlang des Flusses Luleälv auf den Spuren der Wasserkraft und eines Katastrophenromans