Mysteriöse Symptome bei Bauarbeitern auf Melkøya

Hammerfest (Norwegen). Die Arbeiten an der Modernisierung und Elektrifizierung der Gasanlage Melkøya vor Hammerfest sind vorübergehend gestoppt. Der Grund: der fünfte Zwischenfall, bei dem Bauarbeiter durch Gas unklarer Zusammensetzung Symptome erlitten. Erst vor kurzem hatte VG aufgedeckt, dass es bereits vier Zwischenfälle mit erkrankten Bauarbeitern gab, auf die Betreiber Equinor offensichtlich nicht adäquat reagierte. In der Nacht zu Freitag mussten nun erneut sieben Personen mit Symptomen ärztlich versorgt werden. Darüber berichteten VG und NRK.

Snøhvit Future

Snøhvit Future, Melkøya. Die grünen Gebäude sind geplant. Quelle Equinor

Die Modernisierung der Gasanlage soll dazu diesen, das Gas aus dem Vorkommen Snøhvit noch länger und effizienter ausbeuten zu können. Außerdem wird die Anlage elektrifiziert, was in der Finnmark höchst umstritten ist. Umgesetzt wird dieses Projekt „Snøhvit Future“ unter anderem von polnischen Bauarbeitern. Diese rochen zuerst, dass etwas faul war, ganz buchstäblich, im Sommer 2024, wie VG Anfang Juni berichtete. Und dann wurden einige von ihnen krank: Kopfschmerzen, Schwindel, Halsschmerzen, Übelkeit, Erbrechen. Doch die Arbeit ging weiter.

Gut eine Woche später erkrankten schon 13 Bauarbeiter. Einer hatte so wenig Sauerstoff im Blut, dass er im Krankenhaus welchen zugeführt bekommen musste. Equinor sschloss die Baustelle vorübergehend. Die Ursache ist nicht bekannt. Die Gasmelder der Arbeiter hätten nicht ausgeschlagen, so berichtet es VG, aber die würden auch nur bestimmte Werte messen. Als es den Leute wieder besser ging, wurde wieder gearbeitet.

Große Tanks in Verdacht

Nach diesem zweiten Zwischenfall begann Equinor mit der Ursachensuche. In Verdacht gerieten vier riesige blaue Tanks voller Chemikalien: Frostschutzflüssigkeit und Nitrogen, aber auch Restprodukte des Gases, das aus der Tiefe geholt wird. Ab und zu, so beschreibt es VG, werde der Druck darin zu groß, und dann werde dort etwas Gas abgelassen, automatisch gesteuert. Künftig sollte dies nur noch manuell geschehen und so, dass die Arbeiter nicht in Wundrichtung sind. Doch die Umsetzung dieser Vorsichtsmaßnahme gelingt nicht immer.

Folgenreiche Flammen 

Im Dezember 2024 geschah der nächste Zwischenfall: Aufgrund eines Stromausfalls streikte ein Teil der Maschinen. Das Gas musste abgefackelt werden. Die Flammen waren riesig, und von dem Rauch bekamen die ersten Atembeschwerden, es wurde ihnen übel oder sie erbrachen. Fünf suchten am Tag danach ärztliche Hilfe.

Leute nicht informiert

Anfang April dann schlug erstmals einer der persönlichen Gasmelder aus. Allerdings nicht der der verantwortlichen Person. Deshalb wurde weitergearbeitet. Erst als der Fehler im Kontrollraum auffliel, wurden die Leute nach Hause geschickt. Eine andere Gruppe wurde jedoch nicht informiert und geriet genau in in die Wolke hinein. Am nächsten Tag fehlten zehn bei der Arbeit.

Nachdem Equinor die Krankheitserscheinungen der Arbeiter zunächst eher herunterspielte oder gar nicht meldete, sollte nun der Sache auf den Grund gegangen werden. Nach wie vor ist nicht bekannt, woher die Symptome kommen – auch nicht beim fünften Zwischenfall in der Nacht zu Freitag. Nun sind die Arbeiten in dem Gebiet zwischenzeitlich gestoppt, die Rede ist von einem „Time out“.

Früherer Artikel zum Thema: Storting entscheidet: Elektrifizierung von Melkøya wird fortgesetzt 

 

 

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