Atomkraft im Norden mit Licht und Schatten

Finnland/Schweden. Nach 13 Jahren Verspätung könnte das finnische Atomkraftwerk Olkiluoto 3 demnächst tatsächlich in den kommerziellen Betrieb gehen. Bei den laufenden Tests wurde es nun erstmals mit voller Leistung gefahren, meldet Betreiber TVO. Das wäre hilfreich für den kommenden Winter. Ringhals 4 in Schweden fällt dagegen wegen eines Defekts noch bis Ende Januar aus.

Olkiluoto

Die Kraftwerke von Olkiluoto bei Eurajoki, südlich von Pori. Foto Natalie Kylliainen/ TVO

Mit einer Leistung von bis zu 1 600 MW schafft es Olkiluoto 3, das finnische Stromdefizit deutlich zu verringern. Damit kann beispielsweise kompensiert werden, dass kein Strom mehr aus Russland kommt. Das Defizit wird zurzeit fast ausschließlich über Import aus Schweden gedeckt. Dass der neue Reaktor gerade am vergangenen Wochenende seine Leistung steigern konnte, kam auch deshalb günstig, weil das südfinnische Atomkraftwerk Loviisa 1 wegen Wartung vom Netz ist und Loviisa 2 wegen eines Lecks abgeschaltet werden musste. Beide sollen allerdings demnächst wieder liefern. Olkiluoto 3 würde der leistungsstärkste Reaktor Europas – sollte er wie geplant im Dezember in den regulären Betrieb gehen und nicht wieder etwas dazwischen kommen.

Ringhals 4 fällt länger aus

Während der Schaden bei Loviisa 2 offenbar schnell und einfach behoben werden kann, ist dies nicht der Fall bei Ringhals 4 von Betreiber Vattenfall. Das schwedische Atomkraftwerk bei Varberg an der Westküste sollte nach einem Wartungsstopp Ende August wieder angefahren werden. Inzwischen ist klar, dass ein Teststart mit einer falschen Einstellung am Druckhalter geschah. Daraus ergaben sich massive Folgeschäden, die auch noch schwierig zu reparieren sind, weil der Druckhalter radioaktiv ist. Vattenfall hat angekündigt, dass nun ein gleichgroßes Modell gebaut wird, an dem die Reparatur geplant und geübt werden kann. Vattenfall rechnet zurzeit mit einem erneuten Betriebsstart Ende Januar. Damit fehlt Südschweden ausgerechnet in den Wintermonaten eine Stromquelle. Als Ersatz wird voraussichtlich häufiger das mit Öl betriebene Reservekraftwerk Karlshamn gestartet, das Uniper gehört.

Finnland und Schweden sind Teil des gemeinsamen nordischen Strommarktes, zu dem auch die baltischen Länder gehören. Der Start von Olkiluoto 3 wird sich deshalb in der gesamten Region bemerkbar machen.

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