Finnland/Norwegen/Schweden. Die jüngste Hitzewelle in Skandinavien und Finnland ist einem „normalen“, wechselhaften Sommerwetter gewichen – die Hitzewellen sind nun wieder anderswo. Die Organisation World Weather Attribution hat aber diese Fennoskandien-Hitzewelle daraufhin untersucht, inwieweit diese vom Klimawandel beeinflusst war. Nach ihren Berechnungen lagen die Spitzentemperaturen etwa 2°C höher und die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses ist mindestens zehn Mal größer als im vorindustriellen Zeitalter.
World Weather Attribution, gegründet von der deutschen Physikerin und Klimawissenschaftlerin Friederike Otto und dem niederlänischen Kollegen Geert Jan van Oldenborgh mithilfe der Nonprofit-Organisation Climate Central, untersucht Extremwettersituationen anhand von Modellrechnungen darauf, inwieweit diese vom Klimawandel beeinflusst waren, und zwar möglichst schnell nach dem Ereignis. Neben der Datenanalyse verweisen die Autoren auch auf die Folgen es Ereignisses für die Natur und die Gesellschaft. Zu den Autoren der Studie über die Hitzewelle in Fennoskandien gehören auch viele Fachleute aus den betroffenen Ländern selbst.
Ungewöhnlich lange Hitzephase, vor allem in Finnland
Hitzewellen in Fennoskandien, so beschreiben es die Autoren dieser Studie, sind meist auf ein Omega- Wetterlage zurückzuführen, die die kühle Atlantikluft abschirmt – so war es 2018 und so war es auch diesmal. Diese Wetterlage hielt sich lange, und die Hitzewelle war vor allem wegen ihrer Dauer außergewöhnlich. Dazu gibt es ein paar neue Rekorde:
- In Finnland gab es an 22 Tagen hintereinander irgendwo mehr als 30°C. Der alte Rekord lag bei 13 aufeinanderfolgenden Tagen.
- Die Messstationen Ylitornio Meltosjärvi am Polarkreis und Sodankylä Tähtelä rund 100 Kilometer nördlich des Polarkreises in Finnland verzeichneten beide 26 Tage hintereinander mehr als 25°C. Das ist die längste je in Finnisch Lappland gemessene Phase und die zweitlängste in Finnland überhaupt. Nur im südfinnischen Kouvola war es 2021 noch länger konstant über 25 °C, nämlich 31 Tage.
- In Norwegen zeichneten zwei Stationen an 13 Tagen hintereinander mehr als 30°C auf – Namsskogan und Gartland (Grong) im Trøndelag. Der frühere Rekord lag bei zwölf Tagen und kam aus Nesbyen, Buskerud.
Die 14 heißesten Tage: 12.-25. Juli
Das internationale Autorenteam zog für seine Modellrechnungen die 14 heißesten Tage in dieser Phase heran – 12. bis 25. Juli. Das ist dieselbe Phase, die der norwegische Meteorologe Ketil Isaksen als die wärmsten 14 Tage überhaupt jemals in ganz Norwegen ermittelt hat und wo alle Landesteile von dieser Hitzewelle umfasst waren. Das WWA-Team untersuchte außerdem die 14 wärmsten Nächte, 19. Juli bis 1. August. Auffällig viele Stationen zeigten Nächte, in denen das Thermometer nicht unter 20°C sank.
„Früher statistisch unmöglich“
Das WWA-Team verglich die auf Beobachtungen basierende Analyse mit Klimamodellen, um die Rolle des Klimawandels bei dem Ereignis zu ermitteln. Danach hat der Klimawandel die extreme Hitze um etwa 2 °C erhöht. „Die Unsicherheit hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit ähnlicher Ereignisse ist sehr groß, da in vielen Datensätzen (sowohl in Beobachtungen als auch in Klimamodellen) das Ereignis in einem um 1,3 °C kühleren Klima statistisch unmöglich gewesen wäre, was eine Quantifizierung unmöglich macht.“ Anhand der Ergebnisse kommt das Team zu dem Schluss, „dass ähnliche Ereignisse heute mindestens zehnmal häufiger auftreten als dies in einem vorindustriellen Klima ohne vom Menschen verursachte Erwärmung der Fall gewesen wäre; dies ist jedoch wahrscheinlich eine Unterschätzung.“
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