Schweden/Deutschland. Das US-amerikanische Batterie-Start-up Lyten will die Northvolt-Anlagen in Schweden und Deutschland samt aller geistigen Eigentumsrechte erwerben. Das gab Lyten gestern bekannt. Schon im Juli wurden ehemalige Northvolt-Mitarbeiter kontaktiert, um das Interesse an einer Wiederanstellung abzufragen. Während insbesondere im schwedischen Skellefteå nun wieder Hoffnung herrscht, sind nicht alle so sicher, dass nun alles glatt laufen wird. Darüber berichteten unter anderem SVT, Dagens Nyheter und Financial Times.
Der Preis für die Anlagen sei „stark ermäßigt, aber geheim“, wie FT zitiert. Lyten dürfte davon profitiert haben, dass Northvolt-Insolvenzverwalter Michael Kubu die Zeit davonlief: Wie er gegenüber mehreren Medien äußerte, sei es sehr teuer, eine solche Anlage zu erhalten, wenn kein Geld hereinkomme. Der Konkurs war im März, die letzten Batterien wurden Ende Juni produziert. Man sei kurz davor gewesen, in Teilen verkaufen zu müssen. Für Northvolt-Gläubiger dürfte die Nachricht vom Verkauf nur halb gut sein, da für viele von ihnen nun definitiv kein Geld übrig bleiben wird.
Lyten setzt auf Lithium-Schwefel-Betterien
Lyten hat selbst die Entwicklung von der Idee zur Produktion durchgemacht bzw. ist immer noch dabei: Seit 2023 läuft in Kalifornien eine halbautomatische Pilotanlage. Im vergangenen Jahr begann der Bau einer Gigafactory in Nevada, die 2027 starten soll. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Kalifornien wurde 2015 gegründet und setzte, anders als Northvolt, auf Lithium-Schwefel-Batterien. Dabei strebt das Unternehmen eine breitere Einsatzmöglichkeit an als Northvolt. Lyten hat finanzkräftige Investoren für sich gewinnen können und Zuschüsse von der früheren US-Regierung erhalten. Lyten hatte bereits Northvolts polnischen Teil gekauft und interessiert sich auch für die begonnene Fabrik in Kanada.
Laut FT plant Lyten, in Skellefteå einerseits Lithium-Schwefel-Batterien für Drohnen oder Datencenter zu fertigen, bei Fahrzeugbatterien aber weiter auf Northvolts Lithium-Ionen-Technologie zu setzen.
Frühere Northvolt-Angestellte kontaktiert
Dass sich in Sachen Northvolt etwas tat, war unter anderem daran zu erkennen, dass ehemalige Mitarbeiter wegen einer Wiederanstellung kontaktiert wurden. Für viele Gekündigte, die aus nicht-EU-Ländern nach Skellefteå gekommen waren, dürfte es jedoch zu spät sein, da diese nur drei Monate Zeit hatten, einen neuen Job zu finden, der auch bestimmten Lohnkriterien entsprechen musste – so sind die aktuellen Gesetze in Schweden. Nach Northvolts Konkurs war die Zahl der Arbeitslosen in Västerbotten um 2400 angestiegen.
„David kauft Goliath?“
Die ersten Reaktionen aus Skellefteå (Fabrik), Västerås (Entwicklungsabteilung) und Heide (Baustelle) waren positiv. Schwedische Wirtschaftskommentatoren sind allerdings vorsichtig geworden. Mehrere weisen auf das Offensichtliche hin: Northvolt war mit 5000 Angestellten viel größer, als Lyten es bisher ist (325 Mitarbeiter) – SvD vergleicht es mit „David kauft Goliath“. „Nein, die Northvoltgeschichte ist noch lange nicht abgeschlossen“, heißt es in Dagens Nyheter. Neben all den technischen und personellen Herausforderungen, die nun anstehen, muss die Übernahme auch noch von den schwedischen und deutschen Behörden genehmigt werden.
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