Wikingerschiff-Nachbau vor Norwegen gekentert – eine Person tot

Norwegen/Färöer. Ein Wikingerschiff-Nachbau ist am Dienstagabend im Sturm vor der norwegischen Halbinsel Stadlandet gekentert. Von der sechsköpfigen Crew konnten fünf gerettet werden, eine Person wurde tot geborgen. Das Boot „Naddoddur“ kam von den Färöer und hatte die Reise beinahe geschafft. Darüber berichteten NRK und KVF.

Reise des Wikingerschiff-Nachbaus Naddoddur von den Färöer bis zur Kenterung vor Norwegen – vereinfachte Darstellung. Karte sel/openstreetmap

Die Crew bestand aus vier Schweizern, drei Männern und einer Frau, einem Färinger und einer 29-jährigen, in den USA lebenden, aber  aus Mexiko stammenden Archäologiestudentin. Es ist die Archäologiestudentin, Karla Dana, die dabei umgekommen ist. Auf der Internetseite des Segelprojekts Sail2North ist noch ihr Beitrag mit ihren Gedanken vor dem Start zu lesen – voller Vorfreude über das spannende Projekt, aber sich auch sehr wohl des Risikos bewusst.

Zwei Notrufe von Naddoddur

Laut NRK war zum ersten Mal am Dienstagnachmittag um 17.45 Uhr ein Notsignal vom Boot Naddoddur gekommen. Ein Hubschrauber und ein Schiff in der Nähe nahmen Kontakt auf, doch da wurde offenbar geklärt, dass man nicht in Not sei. Um 19.37 Uhr erreichte die Rettungszentrale ein neues Notsignal. Zu der Zeit herrschte ein schwerer Sturm und hohe Wellen. Das Schiff war gekentert. Die fünf Personen, die es in die Rettungsinsel geschafft hatten, wurden vom Hubschrauber abgeholt und nach Florø gebracht. Was genau mit Karla Dana geschehen ist, ist noch nicht bekannt. Sie wurde später von der Küstenwache tot in der Nähe des gekenterten Bootes geborgen. Die Küstenwache schleppte auch das Boot in den Hafen von Måløy.

Historische Bootsbaukunst von den Färöer

Der Wikingerschiff-Nachbau wurde in den 1990er Jahren von färöischen Bootsbauern mit einer Holzspende aus Norwegen gebaut und hat deshalb auch ein färöisches Rigg mit zwei kurzen Masten. Benannt ist es nach der historischen Figur Naddoddur aus dem 9. Jahrhundert, der aus Norwegen auswanderte und auf den Färöer eine neue Heimat fand. Er soll auch Island schon gesichtet haben. Ein Flip-Book berichtet ausführlich über den Bau und das aktuelle Segelprojekt, das Naddoddurs Leistung würdigen sollte. Das offene Boot ist zehn Meter lang,  kann gerudert und gesegelt werden und hat keinen Motor. 1997 war damit schon einmal eine Crew nach Norwegen gereist. Auf den Färöer versammelten sich gestern Mitglieder der Naddoddur-Vereinigung, um der Verstorbenen zu gedenken.

Mehr zu Thema Boote:

Das nordische Klinkerboot ist immaterielles Kulturerbe

Dieser Beitrag wurde unter Färöer, Geschichte, Meer, Norwegen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert