Grindavík (Island). Zwei Tage nach dem Beginn des Vulkanausbruchs bei Grindavík ist er schon wieder vorbei. Heute Morgen war keine glühende Lava mehr zu sehen. Aus der südlichen Spalte, deren Lava am Sonntag drei Häuser vernichtete, kam schon gestern nichts mehr. Doch für die Grindavíker ist nichts vorbei. Der ganze Ort ist weiter deformiert, der Boden unsicher – und das GPS bei Svartsengi zeigt weiter eine Landhebung an. Newsfeed bei RÚV auf Isländisch und Englisch, Infos von Veðurstofa (Wetterdienst/Naturkatastrophen) Isländisch und Englisch.
Am zweiten Tag dieses Ausbruchs kam frische Lava hauptsächlich noch aus einer Öffnung in der nördlichen Spalte – Lava, die nicht in die Stadt floss, sondern entlang des halbfertigen Schutzwalls. Luftbilder zeigten, dass der Wall tatsächlich die Lava ableiten konnte. Das half allerdings nicht gegen die aufbrechende Lavaspalte selbst und gegen Lava aus jener Spalte, die sich direkt am Siedlungsrand geöffnet hatte. Drei Häuser der Straße Efrahóp fielen ihr zum Opfer, teils, weil sie sich daran entzündeten, teils, weil die Lava darüberwalzte. An der Verstärkung der Schutzwälle wird weiter gearbeitet.
Auf der Suche nach Warnsignalen und Mustern
Die Fachleute des isländischen Wetterdienstes weisen daraufhin, dass sich die beiden Spalten ohne jede Vorwarnung geöffnet hätten, abgesehen von den Erdbeben, und dass dies wieder passieren könne. Nicht ins Muster passt außerdem, dass sich das Land unter Svartsengi weiter hebt, obwohl die Magmakammer darunter jetzt geleert sein sollte, so wie nach dem Ausbruch im Dezember. Es wird deshalb vorerst weiter damit gerechnet, dass sich Eruptionsspalten öffnen könnten.
Verschiebungen bis zu 1,40 Metern
Gefährlich sind in Grindavík aber auch all die sichtbaren und unsichtbaren Erdspalten, die sich schnell verändern können. Im Zuge der neuen Eruption hat sich der Boden in der Stadt bis zu 1,40 Meter verschoben, zu sehen an noch mehr Spalten. Schon vor der Eruption, vergangenen Mittwoch, war ein Mann in einer solchen Spalte tödlich verunglückt und konnte auch nicht geborgen werden.
Hoffnung auf schnelle Rückkehr zerstört
Grindavík war am 10. November komplett evakuiert worden, wegen eines Magmatunnels im Ort, der damals nicht bis zur Eruption kam. Seit Weihnachten durften sich die Bewohner auf eigene Gefahr wieder in ihren Häusern aufhalten. In der Nacht vor der jüngsten Eruption waren 90 Haushalte in dem 3600-Einwohner-Ort wieder „bewohnt“ gewesen. Sogar bereits evakuierte Schafe waren wieder zurückgebracht worden. Um die 300 Tiere befanden sich nach der jüngste Evakuierung noch in der Gefahrenzone. 25 Schafe wurden bereits gestern Abend herausgeholt, weitere Tiere sollen heute nach Möglichkeit folgen. Und noch ein Problem gibt es: Um Frostschäden von den verbliebenen Häusern abzuwenden, müssten sie wieder geheizt werden können, doch die Lava hat die Heißwasserleitung zerstört. Ergänzung 21 Uhr: Die meisten Häuser bekommen nun wieder Strom und Heißwasser.
Früherer Artikel zum Thema: Neuer Vulkanausbruch auf Reykjanes – nahe Grindavík