Neuer Vulkanausbruch auf Reykjanes – nahe Grindavík

Reykjanes (Island). Der erwartete Vulkanausbruch ist gekommen: Kurz vor 8 Uhr Ortszeit trat das Magma südsüdöstlich von Hagafell, nahe Grindavík, an die Oberfläche. Vor der Eruption hatte es einen Erdbebenschwarm gegeben. Die in Grindavík noch Anwesenden wurden noch in der Nacht evakuiert, ebenso die Hotelgäste der Blauen Lagune. Eine zweite Eruptionsspalte öffnete sich direkt nördlich von Grindavík. Drei Häuser sind inzwischen vom Lavastrom erfasst worden.(Stand 21.30 Uhr). Newsfeed bei RÚV auf Isländisch und Englisch, Infos von Veðurstofa (Wetterdienst/Naturkatastrophen) Isländisch und Englisch.

Vulkanausbruch Grindavík

Der aktuelle Vulkanausbruch befindet sich näher an Grindavík als der im Dezember. Foto aus dem Hubschrauber der Küstenwache, via Almannavarnir

Der Erdbebenschwarm hatte plötzlich nachts um 3 Uhr Ortszeit eingesetzt. Bohrloch- und GPS-Messungen zeigten eine Veränderung und legten einen Ausbruch nahe. In Grindavík hatten noch zahlreiche Menschen in ihren Häusern übernachtet, laut RÚV waren 90 Haushalte anwesend gewesen. Alle wurden evakuiert.

Nach den ersten Eindrücken von Fachleuten gegenüber RÚV hat der aktuelle Ausbruch nicht so viel Kraft wie der am 18. Dezember 2023 anfangs. Die Eruptionsspalte liegt allerdings ungünstiger: weiter südlich, näher an Grindavík. Der Abstand zu den nächsten Häusern beträgt nach den Schätzungen nur 400-500 Meter. Dort hatten zwar Arbeiten an einem Schutzwall begonnen, dieser ist jedoch noch nicht fertig – und die Eruptionsspalte geht direkt durch. Diese Spalte ist laut dem isländischen Wetterdienst etwa 900 Meter lang. An anderer Stelle hält der Schutzwall noch und leitet die Lava vom Ort weg – über den Grindavíkurvergur.

Zweite Eruptionsspalte direkt am Ortsrand

Norden von Grindavík: Die roten Linien markieren die Eruptionsspalten, die Schutzwälle sind hellbraun dargestellt. Quelle Veðurstofa

Gegen Mittag öffnete sich eine weitere, etwa 100 Meter lange Eruptionsspalte direkt am Siedlungsrand von Grindavík, keine 100 Meter von den Häusern entfernt. Drei Häuser wurden inzwischen von der Lava erfasst – zu sehen in der Þorbjörn-Webcam.

Erdbeben und Lavastrom haben inzwischen sowohl die Wasser- als auch die Stromleitungen zerstört. Grindavík ist komplett abgesperrt, niemand darf dort hinein.

Grindavík hätte am Montagabend ohnehin evakuiert werden sollen

Grindavík hätte am Montagabend ohnehin wieder evakuieren sollen. Die Gefahr durch die Spalten, die den Ort seit den Erdbeben im November durchziehen, als Grindavík erstmals komplett evakuiert wurde, wurde wieder höher eingeschätzt. Die Spalten seien nicht stabil, neue könnten sich bilden. Deutlich wurde dies durch den tödlichen Unfall eines Mannes am Mittwoch, der eigentlich eine solche Spalte füllen und so ein Haus sichern sollte. Die Suche nach ihm wurde nach drei Tagen beendet, um die Rettungskräfte in der instabilen Spalte nicht selbst in Gefahr zu bringen. Etwa 200 Personen waren daran beteiligt. Siehe dazu Spalten zu gefährlich: Grindavík wird erneut evakuiert

Rückkehroption immer unwahrscheinlicher

Der Großteil der rund 3600 Einwohner von Grindavík übernachtete seit November nicht mehr in Grindavík. Doch lange gab es die Hoffnung, wieder dorthin zurückkehren zu können, wenn die unsichere Phase vorbei sei. Mit dem Lavafluss direkt in den Ort wird die Rückkehroption immer unwahrscheinlicher.

Die Blaue Lagune hat heute geschlossen, die Hotelgäste wurden laut RÚV evakuiert.

Stand: 21.30 Uhr

Der Ausbruch lässt sich über diverse Webcams verfolgen:

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