US-Beeinflussungskampagne in Grönland?

Grönland/Dänemark/USA. Männer mit Verbindung zu Donald Trump arbeiten an einer Kampagne zu Beeinflussung Grönlands – das enthüllte gestern DR unter Berufung auf acht anonyme Quellen. Diese Meldung überschattete das, was eigentlich als dänisch-grönländische Nachricht für heute vorgesehen war: Die dänische Premierministerin Mette Frederiksen entschuldigte sich im Namen des Staates bei den Frauen, denen in der Vergangenheit ohne ihre Zustimmung eine Spirale eingesetzt wurde, teils mit schweren gesundheitlichen Folgen.

Grafik mit drei Flaggen: USA, Dänemark, Grönland

Polit-Krimi: USA, Dänemark und Grönland. Grafiken Flying Cloud Design/ Vectorportal

Der dänische Sender DR beruft sich auf Quellen in Regierung und Behörden plus Quellen in Grönland und den USA. Danach war ein US-Amerikaner mit enger Beziehung zu Donald Trump und dem Weißen Haus in Nuuk, um Informationen zu sammeln. Er soll an einer Liste mit Grönländern gearbeitet haben, die jene Pläne Trumps unterstützten, nach denen Grönland ein Teil der USA werden soll. Auch eine Liste von Gegnern soll erstellt worden sein, und Themen, die dazu benutzt werden könnten, Dänemark in den amerikanischen Medien in ein schlechtes Licht zu setzen – zum Beispiel besagte Spiralenkampagne. 

Quellen nennen es „Infiltration“ und „Beeinflussungskampagne“

Zwei weitere Männer aus den USA sollen in diesem Jahr fleißig zwischen Grönland und den USA hin- und hergereist sein und Kontakte mit Politikern, Wirtschaftsakteuren und Bürgern gepflegt haben. Beide hätten in der Vergangenheit für Donald Trump gearbeitet. Um die Quellen zu schützen, nennt DR nicht die konkreten Details dazu, warum die Quellen glauben, dass es sich bei diesen Kontakten um verdeckte Einflussnahme zugunsten der USA handelt, und nennt auch nicht die Namen der drei Männer. Die Quellen selbst sollen Begriffen wie „Infiltration“ und „Beeinflussungskampagne“ benutzt haben,

DR konnte nicht klären, ob die Männer in Eigeninitiative oder auf Auftrag arbeiteten. Aber ihre Aktivitäten würden sowohl von Seiten der Behörden als auch der Regierunsspitze verfolgt. Allerdings hatte das Wall Street Journal bereits im Mai von US-Spionage in Grönland geschrieben. 

Taktik, um Grönland zum Teil der USA zu machen

Donald Trump hatte bekanntlich schon zum Amtsantritt verkündet, dass er gerne hätte, dass Grönland Teil der USA würde. Militärische Mittel wollte er dabei nicht ausschließen. Auf dem Weg zu diesem Ziel sieht DR drei Stufen: 

  • Die Charmekampagne, als Donald Trumps Sohn nach Grönland flog
  • Druck auf Dänemark durch JD Vance‘ Kritik bei seinem Besuch in Pituffik
  • Als dritte Phase nun verdeckte Kampagnen. 

Inlandsnachrichtendienst sieht Grönland als Ziel von Kampagnen

DR hat dazu auch den dänischen Inlandsnachrichtendienst PET (Politiets Efterretningstjeneste) um Stellungnahme gebeten. Dieser bestätigte, dass Grönland in der aktuellen Situation Ziel von Beeinflussungskampagnen verschiedener Art sei. Zweck einer solchen Kampagne sei es, einen Keil zwischen Grönland und Dänemark zu treiben. Erst vor kurzem hatte die dänische Regierung beschlossen, dass PET mehr in Grönland präsent sein sollte. 

Was ist in Grönlands Interesse?

Laut DR ist Dänemark in diesem Fall allerdings in der Zwickmühle. Denn Grönland hat ja das Recht, auf eine Selbstständigkeit hinzuarbeiten und Kontakte zu den USA zu knüpfen.  Spionieren dürfe allerdings niemand, auch nicht die USA.

Grönländische Regierungsvertreter haben sich in der Vergangenheit stets einhellig dagegen ausgesprochen, dass Grönland Teil der USA wird. Zum DR-Artikel sagte die grönländische Außenministerin Vivian Motzfeldt laut Sermitsiaq, sie habe keine Dokumentation dazu erhalten, dass es verdeckte amerikanische Aktivitäten gebe, aber sie erwarte, dass die diplomatischen Spielregeln eingehalten würden.

Nachtrag: Der dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen hat dazu den aktuellen Leiter der US-Botschaft in Dänemark einbestellt. 

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