US-Spionage, um Grönland zu bekommen?

Grönland/USA/Dänemark. Wollen die USA nun verdeckt gezielt nach Personen in Grönland und Dänemark suchen, die für die Annexion Grönlands nützlich wären? Das behauptet das Wall Street Journal unter Berufung auf zwei anonym bleibende Quellen. Und in Dänemark nahm man den Artikel ernst: Außenminister Lars Løkke Rasmussen bestellte den US-Botschafter ein. Darüber berichteten DR, Sermitsiaq und KNR. Update: Der grönländische Regierungschef Jens-Frederik Nielsen nannte die im ARtikel geäußerte Spionagepläne „vollständig inakzeptabel“.

Grafik mit drei Flaggen: USA, Dänemark, Grönland

Polit-Krimi: USA, Dänemark und Grönland. Grafiken Flying Cloud Design/ Vectorportal

Laut dem Wall Street Journal (WSJ) gab es vergangene Woche eine vertrauliche “collection emphasis message” an die Spitzen der US-Geheimdienste. Mit dieser Art von Nachricht wird laut  WSJ der Fokus auf bestimmte besonders wichtige Gebiete gelenkt. Es sollten mehr Informationen über die grönländische Unabhängigkeitsbewegung und über die Haltung gegenüber Ressourcenausbeutung durch die USA gesammelt werden. Konkret ging es offenbar auch darum, Menschen in Grönland und Dänemark zu finden, die die US-Ziele für die Insel unterstützten.

Die angefragten Agenturen, darunter CIA und NSA, verfügen über Überwachungssatelliten, die Möglichkeiten, Kommunikation abzuhören sowie „Spies on the ground“, wie WSJ schreibt – Spione vor Ort. Dies wäre die erste konkrete Maßnahme von Seiten der USA mit Blick auf das von Präsident Donald Trump mehrfach geäußerte  Ziel, Grönland zu „bekommen“. WSJ erhielt bei seinen Nachfragen an offiziellen Stellen keine Dementi, sondern nur Abwiegelungen allgemeiner Natur: Zu Geheimdiestangelegenheiten sage man nichts.

Größeres Konsulat für die USA wird in Nuuk vorbereitet

Die USA haben seit 2020 ein Konsulat in Nuuk. Laut Sermitsiaq ist nun die gesamte untere Etage eines Neubaus als neues Quartier dafür vorgesehen, 3000 Quadratmeter, ausgestattet mit Panzerglas und Gitter, wie Sermitsiaq schon im März berichtete.  Dieser Platzbedarf geht weit über den bisherigen hinaus. „Das deutet darauf hin, dass die USA ihre diplomatische Präsenz dort wahrscheinlich  verstärken werden, möglicherweise aber auch die nachrichtendienstliche“, so ein früherer Analyst des dänischen Nachrichtendienstes bereits im März zu DR. Bis heute ist der Neubau allerdings nicht die offizielle Adresse. 

Løkke Rasmussen hat US-Botschafter einbestellt

Der dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen sagte zu dem Artikel  gegenüber DR: Ich habe den Artikel gelesen und er macht mir große Sorgen. Denn unter Freunden spionieren wir nicht.“ Zwar könne er nicht wissen, ob die Aussagen in dem Artikel stimmten, doch die Dementis seien nicht sehr stark, das bekümmere ihn. Dies will er nun mit dem US-Botschafter in Dänemark klären.

Update 21 Uhr: Der neue grönländische Regierungschef Jens-Frederik Nielsen (Demokraatit) sagte zu Sermitsiaq und anderen Medien, über Spionage gegen einen Aliierten und Partner zu reden, sei „vollständig inakzeptabel“ und „respektlos“.

Der Termin mit dem US-Botschafter in Kopenhagen hat inzwischen stattgefunden, dabei war laut Medien auch ein grönländischer Vertreter dabei.

Früherer Artikel zum Thema:

Grönlands Parteivorsitzende gemeinsam zu Trump: „Inakzeptabel“

 

 

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