Grönland. Warum wollte Usha Vance eigentlich ein Schlittenhunderennen in Grönland besuchen? Wie sich inzwischen herausgestellt hat, geht zumindest ein Teil dieser Idee zurück auf den Versuch des Hunderennen-Organisators, Sponsoren für den Transport der Teilnehmer und ihrer Tiere zu gewinnen. Der Vorstand entschuldigte sich nun auf Facebook für die entstandenen Verwicklungen (Stand 8 Uhr). Nach all dem Trubel, die allein die Ankündigung ausgelöst hat, hat die US-Delegation ihre Pläne geändert: Vizepräsident JD Vance will nun selbst mitkommen – aber er und seine Frau besuchen nur die amerikanische Pituffik Space Base.
Erst nach und nach werden die Details öffentlich, die offenbar zu dem US-Besuch in Grönland geführt haben. Zuerst hatte sich bekanntlich Usha Vance, die Ehefrau des US-Vizepräsidenten angemeldet – explizit, um das nationale Schlittenhunderennen Avannaata Qimussersua zu besuchen. Der Vorsitzende des Schlittenhundeverbands KNQK (Kalaallit Nunaanni Qimussertartut Kattuffiat) schrieb dazu auf Facebook, er habe sie nicht eingeladen. Nach einem Brief, den KNR auf seiner Internetseite abbildet, hatte der Vorsitzende aber eine Einladung an den US-Verteidigungsminister formuliert, die er über die grönländische Verwaltung verschicken lassen wollte. Das Ministerium hatte dies allerdings abgelehnt, da es im Moment nur eine geschäftsführende Regierung gibt.
Hundeverein-Vorsitzender auf Sponsorensuche
Wie der Vorstand des Schlittenhundeverbands KNQK nun auf Facebook erklärt, sei das US-Konsulat in Grönland auf den Verein zugekommen und habe ein Sponsoring für das Rennen Avannaata Qimussersua angeboten. Zu diesem nationalen Schlittenhunderennen kommen die Sieger aus allen Landesteilen, und der Transport von Hunden und Schlitten ist jedes Jahr eine logistische und finanzielle Herausforderung. Der Verein habe noch auf die Zusage der Regierung zu einem Zuschuss gewartet (der auch kam, Anm. d.R.). Vom Konsulat sei die Option angeboten worden, amerikanische Hubschrauber für den Transport der Hunde und Schlitten zu nutzen, wenn man den US-Verteidigungsminister einlade. Der Vorsitzende versuchte, dies über die Verwaltung zu organisieren. Entsprechende Unterlagen aus der Verwaltung hatte der grönländische Sender KNR einsehen können und gestern öffentlich dokumentiert, inklusive des Einladungsschreibens. Die grönländische Verwaltung hatte es also abgelehnt, das Schreiben zu schicken, und der Verein „schloss die Sache ab“, wie es auf Facebook heißt. Das Konsulat hat aber die Reisekosten der Teilnehmer mit Air Greenland bezahlt.
KNQK bedauert die entstandenen Verwicklungen
„Wir möchten betonen, dass wir in gutem Glauben gehandelt haben und die Reiseunterstützung als Rettung für die Veranstaltung von Avannaata Qimussersua in diesem Jahr betrachtet haben, in der Überzeugung, dass die Unterstützung dazu dienen sollte, die Hundeschlittenkultur und die Veranstaltung von Avannaata Qimussersua in Grönland zu fördern“, schreibt der KNQK-Vorstand nun auf Facebook. Der Reisezuschuss sei direkt an das Transportunternehmen gegangen, der Verband habe keine Mittel direkt erhalten. Dass die Sache sich so dramatisch, und in einem so großen politischen Kontext entwickelt habe, habe man nicht vorausgesehen. Hätte man dies geahnt, hätte man die Unterstützung nicht angenommen. „Wir bedauern zutiefst die Unruhe und die Herausforderungen, die im Zusammenhang mit der Unterstützung des amerikanischen Konsuls an KNQK entstanden sind“, heißt es auf Facebook (Original auf Grönländisch, Dänisch und Englisch).
Neue, abgespeckte Pläne
Nach all dem Trubel wurden die Pläne der US-Delegation offenbar geändert: Zuerst kündigte Vizepräsident JD Vance in einem Video auf X an, dass er mitkommen wolle. In dem Video behauptet er auch, eine Menge anderer Länder hätten Grönland bedroht, hätten gedroht, dessen Territorium und Wasserwege zu benutzen, um die USA, Kanada und Grönland zu bedrohen. Außerdem meint er unter anderem, frühere US-Regierungen und Dänemark hätten Grönland zu lange ignoriert.
Nun meldet die amtierende grönländische Regierung, dass das Paar Vance nur nach Pituffik fliegen wird. Sie werden also weder zum Hunderennen in Sisimiut noch nach Nuuk kommen.
Grönländische Politik in Koalitionsverhandlungen
Die aktuelle grönländische Regierung von Múte B. Egede ist nur noch geschäftsführend im Amt. Der Wahlsieger vom 11. Märs, Jens-Frederik Nielsen von den Demokraatit, führt noch Koalitionsverhandlungen. Egede hatte erklärt, dass es in dieser Zeit auch keine Gespräche geben könne. Am 1. April steht außerdem die Kommunalwahl an.
Geändert 8 Uhr aufgrund der Erklärung des Schlittenhundeverbands KNQK auf Facebook zu seiner Rolle.
Nachtrag 20 Uhr: Der amerikanische Geschäftsmann Tom Dans schreibt auf X, er habe Usha Vance zum Hunderennen eingeladen. Er sei enttäuscht von der Reaktion der Grönländer, meldet Sermitsiaq.
Früherer Artikel zum Thema: US-Besuche in Grönland: „Signal nicht misszuverstehen“