Hadsel (Norwegen). Ein eigenartiges Objekt bewegte sich jüngst in den Raftsund in der nordnorwegischen Kommune Hadel. In der Form ähnelte es einer Biogasanlage, der tatsächliche Zweck ist allerdings ein ganz anderer: Es handelt sich um eine neue Form von Lachszuchtanlage, die die Fische vor der Lachslaus schützen soll. Das „Storbåtsegga“ genannte Objekt des Unternehmens Nordlaks wurde nun im Raftsund abgesenkt. Darüber berichtete auch NRK.
Die Lachslaus ist Parasit und eine Plage für die Fische. In normalen Seegehegen können sie leicht ihre Opfer finden und sich vermehren. Lachsläuse fügen den Fischen aus der Lachsfamilie Wunden zu, die sie empfänglich für andere Infektionen macht. Die Fische können auch sterben. Die Aquakulturbranche ist ständig auf der Suche nach neuen Methoden, um einen Parasitenbefall zu verhindern – befallener Fisch gilt als minderwertig, toter Fisch darf gar nicht verkauft werden.
Storbåtsegga – ein halbgeschlossenes Modell
Lachsläuse halten sich vorzugsweise in den oberen Wasserschichten auf. Darauf setzt Nordlaks‘ Projekt „Storbåtsegga“ – die 20 Meter tiefen Seitenwände aus Stahl lassen keine Lachslaus durch, allerdings auch kein frisches Meerwasser. Darunter befinden sich zwei Reihen mit schrägen Rippen oder „Leitschaufeln“, die durch ihre Form dafür sorgen, dass sauerstoffreiches Wasser durch den Tank zirkuliert. Es gibt aber auch ein stromgetriebenes Backup-System für Situationen mit wenig Strömung, wo dies nicht funktioniert. Unten hat der Tank ein Metallnetz, sodass der organische Abfall durchfallen kann. Der Vertreter von Nordlaks sagte zu NRK, man sehe die Konstruktion als ein Experiment, an dem man lernen könne.
Ein Problem gelöst, neue geschaffen
Aquakultur-Spezialist Frode Oppedal vom norwegischen Meeresforschungsinstitut verweist gegenüber NRK darauf, dass die Konstruktion zwar ein Problem löse, aber neue schaffe: Geriete beispielsweise eine Perlenschnurqualle hinein, wäre ihre schädliche Wirkung viel größer als bei einer offenen Anlage. Und der Mensch müsse sehr viel aktiver sein, um sicherzustellen, dass die Sauerstoffzufuhr immer funktioniere – was bei einem offenen Gehege automatisch geschehe.
„Storbåtsegga“ hat einen äußeren Durchmesser von 72 Metern. Es wurde auf einer Werft in der Türkei gebaut und an Bord eines Spezialschiffes nach Norwegen transportiert. Laut NRK kostete es (inklusive Preissteigerungen) fast eine Milliarde NOK (85 Millionen Euro). Rund 3000 Tonnen Lachs sollen darin schwimmen.
Frühere Artikel zur Lachszucht und Lachslaus:
- Lachszucht in Norwegen: Viele Fische sterben weiterhin vorzeitig
- Wieder Perlenkettenquallen in Lachszuchtanlagen
- Norwegische Firma meint: Lachszucht ohne Lachslaus ist möglich


