STF schrumpft Aktivitäten im Jämtlandsfjäll – gegen Bleiberecht

Schweden. Der schwedische Touristenverein (STF) wird seine Aktivitäten in Jämtland deutlich einschränken – zugunsten der Rentiere. Das teilte die Organisation gestern mit. Hintergrund ist die Neuverhandlung der Pachtverträge für fast alle Anlagen. Eine Fjällhütte, Gåsen, wird komplett geschlossen. Darüber berichteten SVT und STF selbst auf seiner Webseite.

Wegweiser Jämtlandsdreieck

Wegweiser im Jämtlandsdreieck. Foto Seniorgirl123/Wikimedia, CC BY-SA 4.0

Jämtland und das Jämtland-Dreieck Storulvån, Sylarna und Blåhammaren sind ein sehr beliebtes Wanderrevier bei Einheimischen und ausländischen Touristen. Die Region ist nicht zuletzt deshalb so beliebt, weil die Infrastruktur für die Wanderer hervorragend ist –  es gibt ein gutes Wegenetz, Schlafplätze und sogar Restaurants in der Wildnis.  Die zunehmende Beliebtheit hatte ihre Kehrseite: Die lokalen Rentierhalterkooperativen (Samebyar) beklagten wiederholt die fehlende Ruhe für die Rentiere zu sensiblen Zeiten. Angesichts des Nutzungskonflikts hatte die Verwaltung von Jämtland die Pachtverträge für die Hütten auf staatlichem Grund gekündigt. Auch die Belastung der Natur war immer wieder Thema.

STF schreibt auf der eigenen Webseite, die Situation in Jämtland sei nicht mit anderen Gebieten im Fjäll zu vergleichen. Von den acht Bergstationen, die STF betreibt, liegen allein vier dort – und zwar alle vier auf dem Gebiet von Handölsdalen Sameby. Das Wegenetz sei sehr dicht und es sei schwer für die Rentiere, Ruhe zum Weiden und zum Kalben zu finden. Man sei in der Vergangenheit leider nicht ausreichend hellhörig für die Bedürfnisse der Rentierzucht gewesen. Nun wolle man einen Schritt zurück gehen und dadurch eine Entwicklung  zu mehr Nachhaltigkeit ermöglichen.

Konzept ist mit den Rentierhaltern ausgehandelt

Das jetzt mit den betroffenen Rentierhalterkooperativen ausgehandelte Konzept soll ermöglichen, dass STF seine Pachtverträge verlängern kann. Durch die komplette Schließung einer Hütte, verkürzte Öffnungszeiten bei den anderen, weniger Betten und die Schließung von Restaurants in der Wildnis soll erreicht werden, dass Transporte dorthin weniger werden und der Besucherstrom etwas dünner wird.

So sehen die Pläne konkret aus:

  • Die Stationen und Hütten abseits der Straßen werden im Spätwinter dann schließen, wenn das Schneemobilverbot in Kraft tritt (ungefähr Ende April) und erst am 1. Juli wieder öffnen. Das betrifft die Anlagen Blåhammaren, Helags, Vålåstugan, Stensdalen, Anaris, Lunndörren und Fältjägaren. Die Bergstation Sylarna wird erst am 15. Juli öffnen.
  • Gåsen Fjällstuga wird komplett aufgegeben, damit die Rentiere und ihre Kälber im Bereich Bunnerfjäll eine Chance auf Ruhe haben.
  • In der Bergstation Blåhammaren schließt das Restaurant und die Zahl der Betten wird halbiert auf 30. Der kleine Laden für Proviant und die Küche zur Nutzung für die Gäste bleiben erhalten.
  • In der Bergstation Sylarna schließt das Restaurant spätestens 2028. Die Zahl der Betten wird um ein Viertel reduziert. Küche und Verproviantierung bleiben erhalten.
  • In der Bergstation Helags schließt das Restaurant spätestens 2028. Küche und Verproviantierung bleiben erhalten.
  • Die Bergstation Storulvån ist über die Straße erreichbar und der Grund gehört außerdem STF selbst. Diese Station bleibt erhalten, wie sie ist, inklusive Restaurant.

Das bedeutet: Es wird immer noch ein ziemlich gutes Angebot für Wanderer geben, nur nicht mehr den Luxus eines Restaurants in der Wildnis. Und es ist selbstverständlich auch außerhalb der Hütten-Öffungszeiten möglich, im Fjäll unterwegs zu sein, nur wird man dann ein Zelt und allen Proviant mitschleppen müssen, was manche abschrecken wird. Ob die Koexistenz nun besser funktionieren wird, wird sich zeigen.

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Zu beliebt bei Touristen: Das Dilemma am Jämtland-Dreieck

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