Island. Heute ist der letzte Tag des Walfangverbotes vor Island. Die zuständige Ministerin Svandís Svavarsdóttir erklärte nun, dass Walfang für den Rest der geltenden Lizenzperiode wieder betrieben werden darf. Es sollen allerdings noch stärkere Auflagen in Bezug auf Ausrüstung und Können der Mannschaft gelten, damit die Tiere nicht lange leiden müssen. Darüber berichtete RÚV. Die Entscheidung gilt nur für den Rest des laufenden Jahres. Neue Umfragen zeigen eine weiter gesunkene Unterstützung für den Walfang in der Bevölkerung (aktualisiert 14.45 Uhr).
Zur Erinnerung: Einen Tag vor Beginn der Walfangsaison im Juni hatte Svandís Svavarsdóttir ein befristetes Verbot erlassen, begründet mit dem Tierschutz. Denn seit der Walfang auf Island stärker überwacht wird, zeigte sich, dass das Töten keineswegs immer so schnell geht, wie es sollte, die Wale also zeitweise länger leiden müssen. Das Moratorium sollte Zeit verschaffen, um die Walfangpraktiken unter dem Aspekt des Tierschutzes zu überprüfen.
Hvalur 8 und Hvalur 9 sind startklar
Das Ergebnis dieser Überprüfung sollte nun heute mitgeteilt werden – und davon hängt ab, ob Islands letzter verbliebener Walfang-Reeder Kristján Loftsson seine Lizenz noch nutzen kann oder nicht mehr. Die beiden Walfangschiffe Hvalur 8 und Hvalur 9 sind startklar. Die Crews, eigentlich angeheuert, um im Juni in See zu stechen, waren nicht entlassen worden, sondern hatten sich bis jetzt mit der Pflege der Schiffe beschäftigt, berichtete RÚV. Ihre Verträge liefen nun aber aus, die Situation der Leute ist unsicher. Loftsson hat eine gültige Lizenz noch für diesen Sommer. Die Ausübung kann ihm nicht ohne guten Grund verwehrt bleiben. Inwieweit die Schiffe und deren Ausrüstung den neuen Auflagen genügen, wird sich zeigen.
Regierung beim Thema nicht einig
Die isländische Regierung ist in dieser Frage gespalten. Während die Linksgrünen die Praxis gerne schon gestern beendet hätten, sind die stärkeren Koalitionspartner, Unabhängigkeits- und Fortschrittspartei, für eine Fortsetzung. Dabei handelt es sich aber eher um eine Frage des Prinzips als um eine wirtschaftliche Notwendigkeit oder gar um Tradition – anders als beispielsweise auf den Färöer oder bei den Inuit in Grönland. Das Finnwal-Fleisch aus Island ging zuletzt fast komplett nach Japan.
Die aktuelle Entscheidung betrifft nur die laufende Saison. Über die langfristige Zukunft des Walfangs ist bisher nichts gesagt worden.
Keine Mehrheit mehr für Walfang in der Bevölkerung
Die jüngste Umfrage zum Thema Walfang im Auftrag der isländischen Naturschutzorganisation zeigt, dass die Zustimmung insgesamt zum Walfang sinkt. Nur noch 29 Prozent sind für Walfang, 42 Prozent sind dagegen. Im Mai 2022 waren die Stimmen dafür, dagegen und Enthaltungen noch fast gleich stark. Insbesondere bei Männern hat die Zustimmung abgenommen – von 48 Prozent Mai 22 auf 38 Prozent. Frauen unterstützen Walfang generell weniger, im Mai 22 waren es 17 Prozent, jetzt sind es 19 Prozent. Am geringsten ist die Zustimmung bei den unter 30-Jährigen: In dieser Gruppe sind inzwischen nur noch 15 Prozent dafür.
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