Zu beliebt bei Touristen: Das Dilemma am Jämtland-Dreieck

Schweden. Im schwedischen Fjäll ist doch viel Platz, so könnte man meinen. Und das stimmt ja auch für den größten Teil. Doch einige Gebiete sind attraktiver als andere. Im „Jämtland-Dreieck“ kollidieren die Interessen von Tourismus, Rentierhaltern und Naturschutz. Die Idee eines Nationalparks scheiterte bereits, und inzwischen steht auch der Pachtvertrag für zwei STF-Bergstationen auf dem Spiel. Darüber berichtete SVT.

Blanktjärm

Blanktjärn im Naturreservat Vålådalen 2015. Foto Andreaze/ Wikimedia, CC BY-SA 4.0

Konflikte im „Jämtland-Dreick„, dem Gebiet um die drei STF-Bergstationen Sylarna, Blåhammaren und Storulvån gibt es nicht erst, seit Corona die Schweden vermehrt in die eigene Bergwelt treibt. Für Touristen ist es leicht zu erreichen, landschaftlich abwechslungsreich mit Schwedens südlichsten Gletschern und die Infrastruktur ist gut. Immer mehr Besucher kommen dorthin. Drei Rentierhaltergemeinschaften (Samebyar) nutzen diese Flächen und klagen, dass die Rentiere sich gestört fühlen. Auch die Natur leidet unter der Belastung. Seit Juli 2019 ist der bildschöne türkise See Blanktjärn im Naturschutzgebiet Vålådalen abgesperrt. Man darf ihn nur aus der Ferne ansehen und weder ans Ufer gehen noch darin baden. Die Hoffnung ist, dass sich See und Uferzone innerhalb von drei Jahren erholen. Nicht betreten werden darf auch die Felsformation „Pyramiderna“. Immer mehr sind in den Bergen außerdem mit Mountainbikes unterwegs, die den Boden anders und stärker belasten als Wanderer. Für einige Strecken wurde bereits ein Fahrradverbot erlassen.

Allemansrätten nicht geeignet für modernen Tourismus?

Das Jedermannsrecht (Allemansrätten) erlaubt in Schweden und den Nachbarländern den freien Aufenthalt in der Natur, wenn man sich an einige Regeln hält. Man darf unter anderem wild  zelten und kann so der Natur näher kommen als beispielsweise auf einem Campingplatz. Dies funktioniert meist auch gut dort, wo es viel Platz und wenig Menschen gibt, und diese auch wissen, wie man sich in der Natur verhält. Doch mit dem Jedermannsrecht ließen sich Nutzungskonflikte wie am Jämtlandsdreieck außerhalb des Naturschutzgebietes nicht regulieren, bedauerte der Umweltjurist der Naturschutzbehörde gegenüber SVT. Dieses Recht sei nicht für den heutigen Bergtourismus ausgelegt.

Zukunft der STF-Stationen unklar

Der geplante Nationalpark Vålådalen-Sylarna-Helags hätte andere Möglichkeiten der Regulierung geboten und alle Akteure an einen Tisch gebracht. Dieser scheiterte jedoch 2019. Dazu kommt, dass gerade über die Pachtverträge der Bergstationen Blåhammaren und Sylarna verhandelt wird. Diese stehen auf staatlichem Grund. Die Verträge laufen Ende 2023 aus, und eine Verlängerung ist offenbar kein Selbstgänger. Unter anderem soll die Situation der Rentierhalter berücksichtigt werden. Solange die Zukunft dieser Stationen nicht geklärt ist, werden auch an den Wegen nur noch Reparaturen vorgenommen, die aus Sicherheitsgründen notwendig sind. Und eine eingestürzte Brücke über den Fluss Handölan wird zunächst nicht ersetzt.

Früherer Artikel zum Thema:

Pläne für einen Nationalpark Vålådalen-Sylarna-Helags gescheitert

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