Stadtumzug: Hotels in Kiruna werden knapp

Kiruna. Der hohe Norden ist auch in der kalten Jahreszeit ein attraktives Reiseziel. Wintersport und Polarlicht locken. In Kiruna hat man jedoch Probleme, der Nachfrage nachzukommen – es gibt nicht genug Betten für die  Touristen. Weil das Stadtzentrum umziehen muss, werden auch Hotels abgerissen. Neue werden aber erst in ein paar Jahren stehen. Darüber berichtete nun SVT.

Järnvägshotellet

Schon abgerissen: Järnvägshotellet (Bahnhofshotel),
hier 2014.

Die Auswirkungen des Erzabbaus rücken immer näher an das heutige Stadtzentrum von Kiruna heran. Die Risse in der früheren Zufahrt zum Bergwerk kann man mit bloßem Auge sehen, sofern kein Schnee liegt – das heutige Rathaus  ist nicht weit davon entfernt. Die Straße ist längst für den Verkehr gesperrt, die Asphaltschicht abgefräst, die Brücke entfernt. Nur zu Fuß darf man sich noch zwischen der Stadt und dem einsturzgefährdeten Niemandsland bewegen.

Der Ersatz für Kirunas preisgekröntes Rathaus soll in diesem Sommer fertig werden. Dann wird das alte abgerissen. Es ist eins der letzten Gebäude, die noch nahe an der Grenze zur Deformationszone stehen. Im vergangenen Sommer wurden der alte Bahnhof, das alte Bahnhofshotel und das Hotel Rallaren abgerissen. Der Hjalmar-Lundbohmgården wurde umgezogen. Auf der Abrissliste steht auch das Hotel Vinterpalatset, wenn auch erst in vier Jahren. Buchen kann man dort trotzdem nicht mehr, denn die Bergbaufirma LKAB hat das Hotel gekauft und bringt dort jetzt seine Gäste unter – als Ersatz für ihr bisheriges firmeneigenes „Bolagshotellet“, das umziehen soll und in der Zeit nicht genutzt werden kann.

Kirunas neues Zentrum

Kirunas neues Zentrum, 2017

“ Es dürfen auf keinen Fall noch mehr Hotels verschwinden, bevor neue betriebsbereit sind“, sagt Daniel Rosenfors, Geschäftsführer der Tourismusorganisation Kiruna Lapland, zu SVT. Man habe schon Anfragen von Reiseveranstaltern ablehnen müssen, weil man die Menschen nicht unterbringen könne. Der Bettenmangel beschränke die Möglichkeiten des Tourismussektors. Davon betroffen seien auch jene Unternehmen, die Aktivitäten anbieten.  So wie Åsa Nilsson Sonderegger: Sie bietet im Winter Hundeschlittentouren und berichtete SVT,  ihre Teilnehmer würden inzwischen auf private Unterkünfte ausweichen. Und sie könnte noch mehr Gäste fahren, doch es fehle eben an Unterkünften.

Das berühmte Eishotel ist von der Entwicklung nicht berührt – es befindet sich in Jukkasjärvi, etwa 20 Kilometer von Kirunas Zentrum entfernt. Und natürlich gibt es auch Hotels, die noch länger stehen bleiben oder gar nicht vom Stadtumzug betroffen sind. Wie auch Appartements, Hüttendörfer und günstige Hostels. Doch die können eben schnell ausgebucht sein.

Problem nicht nur für Touristen

Ullspiran Übergang

Übergangslösung: Bis es zu gefährlich wird,
können die Bürger das ehemalige Viertel Ullspiran
noch als Park nutzen. Im Hintergrund werden weiter
Häuser abgerissen (Sommer 2017).

Touristen sind nicht die einzigen, die ein Problem haben. Auch die Einwohner von Kiruna leiden unter Wohnungsnot. Rund 3000 Wohnungen im früheren Zentrum werden abgerissen. Das Viertel Ullspiran ist bereits fast komplett geräumt und für die Übergangszeit als Park gestaltet. Neue Häuser sind im Bau, teilweise schon bezogen. Doch der Wohnungsmangel in Kiruna hat noch mehr Ursachen. Als es dem Bergbau schlecht ging, standen viele Mietshäuser lange leer. Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft ließ sie schließlich 2002/2003 abreißen, um die Kosten nicht länger tragen zu müssen. Insgesamt 600 Wohnungen verschwanden so. Kurze Zeit später stieg der Preis für Erz wieder, LKAB stellte ein. jetzt fehlten die Wohnungen. Über diese Abhängigkeit der Stadt von der Konjunktur schreibt Arne Müller in seinem Buch Norrlandsparadoxen. Angesichts der unsicheren Zukunft – 2004 wurde bekannt, dass das Zentrum umziehen muss, wenn in Kiruna weiter Erz angebaut werden soll – investiere auch dann lange niemand in neue Häuser. Erst 2011 war endgültig klar, wohin das Zentrum ziehen sollte.

Inzwischen wird geplant und gebaut – auch neue Hotels sind in Vorbereitung. Bis es soweit ist, kann es allerdings noch einige Jahre dauern.

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