Spitzbergen (Norwegen). Die norwegische Regierung plant eine Begrenzung des Kreuzfahrer-Tourismus auf Spitzbergen. Im Gespräch sind ein Schwerölverbot, eine Größenbeschränkung sowie strengere Regeln für den Landgang in sensiblen Gebieten und im Umgang mit Eisbären. Bisher gibt es dazu nur positive Resonanz.
Die Details der angekündigten Maßnahmen werden gerade noch geprüft. In der gemeinsamen Pressemitteilung von Umwelt- sowie Justiz- und Bereitschaftsministerium werden zwei Anlässe dafür genannt: Zum einen soll die empfindliche Natur Spitzbergens geschützt werden – vor zu vielen Touristen, aber auch vor schmutzigen Abgasen und gefährlichen Stoffen. Zum anderen ist Spitzbergen einfach zu abseits, um im Fall eines Unglücks ein Kreuzfahrtschiff mit mehreren tausend Passagieren schnell evakuieren zu können. Bekanntermaßen gibt es in Longyearbyen nur zwei Super-Puma-Hubschrauber und das Mehrzweckschiff Polarsyssel. Die Chance, zu verunglücken, ist in dem Seegebiet dafür größer als anderswo, wie auch die Zwischenfälle dieses und des vergangenen Jahres zeigten.
Seenotfall Viking Sky als Augenöffner
Der große Augenöffner war sicher der Seenotfall der Viking Sky vor Molde im Frühjahr. Trotz der geringen Distanzen und mehreren Helikoptern zog sich die Evakuierung hin. Und letztlich bekam die Besatzung die Maschinen wieder in Gang. Ein solcher Maschinenausfall vor Spitzbergen hätte ganz anders enden können. Schiffe dieser Größe laufen Longyearbyen bisher ebenfalls an. Mehrere Sicherheitsübungen mit dem Projekt Sarex hatten außerdem die Grenzen überhaupt verfügbarer Ausrüstung deutlich gemacht. Eine Übung musste sogar abgebrochen werden, weil Teilnehmer zu sehr unterkühlt waren – junge, gesunde Testpersonen.
Große dreckige Schiffe in Longyearbyen
So ist die Lage bisher: Es herrscht bereits ein Schwerölverbot für Spitzbergen, allerdings nicht auf dem Isfjord und in Longyearbyen, wo die großen Kreuzfahrer anlegen. Ungereinigte Schweröl-Abgase sind besonders schmutzig und klimaschädlich. Unfälle mit Schweröl möchte man nirgends haben, bei den niedrigen Temperaturen des Arktis baut es sich aber besonders schlecht ab. Die Expeditionskreuzfahrer, mit denen man die Inseln besser kennen lernt, sind alle deutlich kleiner und benutzen ohnehin kein Schweröl.
AECO-Mitglieder verzichten bereits auf Schweröl
Frigg Jørgensen, Geschäftsführer der AECO (Association of Arctic Expedition Cruise Operators) begrüßte die angekündigten Einschränkungen. Die Mitglieder des Verbandes hatten im Herbst schon selbst angekündigt, auf Schweröl zu verzichten – viele tun dies seit Jahren. Die Mitglieder des Verbandes betreiben auch nur kleine bis mittelgroße Schiffe bis zu 500 Passagieren, da diese für die Region vorteilhafter seien.
Wann die Beschränkungen eingeführt werden, ist noch unklar. Auf der Anlaufliste für Longyearbyen sind schon eine Reihe große Schiffe für 2020 angekündigt – auch solche, die nach wie vor mit Schweröl fahren wie MSC. Details über den Umweltstandard der meisten großen Kreuzfahrer in Europa gibt es auf einer Liste des Nabu.