Sommerurlaub 2020: Hoffnung auf einheimische Touristen

Norwegen/Schweden. Traut sich schon jemand, an Sommerurlaub zu denken? Norweger richten sich offenbar auf Ferien im eigenen Land ein – und kaufen verstärkt Boote und Wohnmobile, berichtet NRK.  Auf die Urlauber aus dem eigenen Land hofft auch die gebeutelte Tourismusindustrie im Norden.

Wohnmobil von oben

Sommer 2019, Norwegen. Da hielt man Reisefreiheit noch für selbstverständlich.

Kaffeesatz, Kristallkugeln oder Würfel sind aktuell so gut wie jede andere Prognose, wenn es darum geht, ob man im Sommer wohl reisen kann. Denn selbst wenn man dürfte, wäre noch nicht sicher, ob man dahin fahren sollte, wo man eigentlich hin wollte. Das Coronavirus  Sars-CoV-2 ist dank fleißiger Reisender schnell herumgekommen – niemand möchte wohl eine weitere Runde.

Für Tourismusunternehmen weltweit ist „zuhause bleiben“ natürlich wenig hilfreich. In Norwegen ist per Regierungsbeschluss schon Mitte März das Licht ausgegangen, Ski- und Nordlichtsaison vorzeitig beendet. Der norwegische Tourismusverein DNT schloss auch sämtliche Berghütten. In Schweden dauerte es etwas länger, doch die meisten Skianlagen beugten sich dem Druck der Gesundheitsbehörde vor Ostern. Viele Besucher sagten zudem ab, sodass schon das Wort „fjällskam“ die Runde machte – analog zu „flygskam“ (Flugscham). Der schwedische Tourismusverein STF hatte seine Berghütten Ende März geschlossen und nur noch die großen Anlagen im Fjäll offen gelassen, in denen „Abstand halten“ besser umzusetzen war. Diese beendeten die Saison gestern vorzeitig. Da nun kaum noch Menschen in dem Gebiet sind, werden auch die Lawinenprognosen für das Kebnekaise-Massiv vorzeitig eingestellt.

DNT und STF in schwieriger Lage

DNT und STF befinden sich aufgrund der größtenteils ausgefallenen Saison in einer prekären Lage – wie auch die kommerziellen Tourismusanbieter und Beherbergungsbetriebe. Inwieweit die von den jeweiligen Regierungen geschnürten Krisenpakete helfen und ausreichen, ist noch nicht klar. Für Norweger endet heute das Verbot, in der privaten Hütte zu übernachten. Und auch DNT möchte nun seine Hütten ab dem 1. Mai schrittweise wieder öffnen – unter Auflagen und nur bei Vorab-Buchung. Die schwedischen Hütten öffnen voraussichtlich Mitte Juni wieder.

Kebnekaise Fjällstation

Kebnekaise Fjällstation (STF)

DNT und STF hegen die Hoffnung, dass mangels Alternativen wenigstens die einheimische Bevölkerung im Sommer bergwandern gehen wird. Auf Schwedisch gibt es dafür das Wort „hemester“ von „hem“ (zuhause) und „semester“ (Urlaub), alternativ auch „Svemester“. Das norwegische Pendant dazu heißt „Norgesferie“. Inwieweit die Covid-19-Lage das zulassen wird, ist aktuell nicht abschätzbar. NRK berichtete, was viele Norweger so planen: Statt an Ostern Ski zu fahren oder die Hütte aufzusuchen, was sie ja nicht durften, kauften sie offenbar verstärkt Boote und Wohnmobile für ihre bevorstehenden „Norgesferie“.

Auf einheimische Gäste hoffen  auch die Tourismusunternehmen in Nordnorwegen. Vor einem Jahr gab es noch Befürchtungen, Tromsø könnte über seine steigende Beliebtheit bei ausländischen Touristen seinen Charakter verlieren. Zumindest dieses Problem stellt sich gerade nicht.

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