Rat für Meeresforschung schließt Russland vorübergehend aus

Russland/Norwegen. Der internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hat russische Vertreter vorübergehend von den Aktivitäten ausgeschlossen. Für Norwegen könnte dies zum Problem werden, denn Norwegen und Russland betreiben eine enge Zusammenarbeit in der Barentssee.

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Von ICES überwachte Regionen. Quelle ICES

ICES ist eine zwischenstaatliche Organisation. Die 20 Mitgliedsländer sind die Anlieger des Nordatlantiks und seiner Randmeere. Ziel ist eine nachhaltige Bewirtschaftung der Fischbestände. ICES erteilt unter anderem Empfehlungen für Fischereiquoten aufgrund der Bestandsdaten und der Forschungsarbeit, die die Mitgliedsländer leisten. Dazu gehört auch die Kabeljau- und Loddequote der Barentssee.

In seiner Stellungnahme erklärt ICES, seit Beginn des Krieges in der Ukraine hätten mehrere Mitgliedsländer ihre Wissenschaftler und Vertreter angewiesen, Aktivitäten zu boykottieren, bei denen Teilnehmer aus Russland anwesend seien. Seit dem 7. März waren deshalb bereits sämtliche Aktivitäten verschoben oder abgesagt worden.

Um seine Aufgabe zu erfüllen, benötige ICES eine breite Beteiligung wichtiger Experten, heißt es in dem Statement. Der Krieg in der Ukraine verhindere diese breite Beteiligung in mehreren multilateralen Organisationen, inklusive ICES. Der ICES-Delegiertenrat habe deshalb beschlossen, Vertreter aus Russland vorübergehend von der Beteiligung auszuschließen. Das ICES-Bureau als Ausführungsorgan des Delegiertenrates soll die Situation überwachen und eine Rücknahme des Ausschlusses empfehlen, wenn es passend erscheint.

Norwegen will Fischereizusammenarbeit fortsetzen

Norwegens Fischereiminister Bjørnar Skjæran erklärte dazu gegenüber Fiskeribladet, Norwegen habe alle Zusammenarbeit mit russischen Behörden eingestellt, bis auf einige notwendige Ausnahmen. Dazu gehöre die Seenotrettung, die operative Kommunikation der Küstenwache und der Grenzüberwachung sowie die Fischereizusammenarbeit. Norwegen werde die Fischereizusammenarbeit und die bilaterale Forschung zu Fischereifragen mit Russland fortsetzen, aber auch wie gewohnt im Rahmen von ICES mitarbeiten.

Wie das in der Praxis aussehen soll, ist etwas unklar. So zitiert Fiskeribladet einen Forscher, der betonte, die Zusammenarbeit mit Russland in der Meeresforschung sei sehr wichtig. Aber nun werde es Spekulationen geben, dass Norwegen den Ausschluss Russlands aus ICES umgehe.

Russland gehörte 1902 in Kopenhagen zu den Gründungsmitgliedern von ICES, gemeinsam mit Deutschland, den nordischen Ländern, Großbritannien und den Niederlanden.

Ein weiteres betroffenes zwischenstaatliches Gremium ist der Arktische Rat: Dort haben die sieben westlichen Mitgliedsländern die Mitarbeit ausgesetzt. Russland hat dort zurzeit turnusgemäß den Vorsitz inne. Siehe: Wegen Russland: Sieben Länder pausieren Arbeit im Arktischen Rat

 

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