Radarstation DYE 2 im Inlandeis als Touristenunterkunft?

Grönland. Die eigene Pension, das eigene Hostel – davon träumen viele. Das grönländische Paar Anguak Lennert und Jakobine W. Lyberth hat sich dafür vermutlich den ungewöhnlichsten Ort ausgesucht: die alte amerikanische Radarstation DYE 2 auf dem Inlandeis. Darüber berichtete Sermitsiaq.

DYE 2

Verlassene Radarstation DYE 2 und Reste von Equipment auf einem Foto der US Air Force von 2001.

DYE 2 war Teil einer Radarkette, die die USA und Kanada im Kalten Krieg vor den Raketen aus der Sowjetunion warnen sollte (Distant Early Warning, DEW). Vier Stationen davon standen auf Grönland und eine auf Island. Drei grönländische Stationen wurden 1988 geschlossen, die in Kulusuk 1991. Übrig sind aber nur noch die beiden auf dem Inlandeis, die anderen wurden entfernt.

Die Station DYE 2 liegt auf der Position 66 Grad 29 Minuten 30 Sekunden Nord und 46 Grad 18 Minuten 19 Sekunden West, also ein kleines Stück südlich des Polarkreises und etwa 2300 Meter über dem Meeresspiegel. Die nächste Siedlung ist Kangerlussuaq, dahin sind es laut Sermitsiaq eine Stunde und 20 Minuten mit dem Hubschrauber. Die Station hat eine Grundfläche von 36 x 36 Metern und geht über drei Etagen. Früher war sie mit allem ausgerüstet, inklusive Billard und Tischtennis, und vieles ist noch da. Das Paar  will zunächst vier Zimmer fertig machen und die Energie- und Wärmeversorgung in Gang bekommen. Dabei setzen sie auf Solarzellen und Windkraft. Im tiefsten Winter wäre voraussichtlich geschlossen.  Später könnten weitere Zimmer renoviert und eine Art Museum eingerichtet werden, denn die früheren Büros stünden noch da, wie sie verlassen wurden. Lennert und Lyberth sehen eine besetzte Station auch als Sicherheitsfaktor für all jene, die unterwegs sind und Hilfe brauchen. 

Attraktiv, aber auch wirtschaftlich?

Bisher handelt es sich nur um eine Idee, für die die beiden aber bereits um Unterstützung bei Greenland Business angefragt haben. Örtliche Konkurrenz haben sie nicht zu befürchten. Fraglich ist, ob das Konzept wirtschaftlich trägt. Es ziehen zwar immer wieder Expeditionen über das Inlandeis, das reicht aber kaum für tägliche Gäste. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Leute interessiert daran sind, eine Nacht auf dem Inlandeis zu verbringen, aber die wenigsten werden sich auf Skiern auf den Weg machen. Es würde also mehr Flugverkehr geben. Am Konzept wird aber noch gearbeitet.

Weitere Reste aus dem Kalten Krieg auf Grönland:

Dieser Beitrag wurde unter Geschichte, Grönland, Militär, Tourismus veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert