Sorsele (Schweden). Wasser hochpumpen, wenn billiger Strom im Überfluss vorhanden ist. Wasser ablassen, wenn man Strom braucht. Pumpspeicherkraftwerke sind eine Möglichkeit, den unregelmäßig anfallenden Windstrom optimal zu nutzen. Deshalb prüft nun Vattenfall, ob das Pumpkraftwerk Juktan in Västerbotten wieder zu reaktivieren ist. Das Problem: Zwei der Gewässer sind massiv durch früheren Bergbau verunreinigt.
Das Kraftwerk Juktan liegt in der Kommune Sorsele in Västerbotten, im Oberlauf des Flusses Umeälven. Baubeginn war 1973, 1978 ging es in Betrieb. Das Prinzip: Das Wasser aus dem Stausee Storjuktan kann in den 210 Meter höher gelegenen, kleineren See Blaiksjön gepumpt werden. Bei Bedarf wird das Wasser dann nicht zurück in den Storjuktan, sondern in den 270 Meter tiefer gelegenen See Storuman abgelassen. Durch die größere Fallhöhe werden die Kraftverluste reduziert.
In den 1990er Jahren galt das Pumpspeicherkraftwerk nicht mehr als wirtschaftlich und wurde zu einem „gewöhnlichen“ Wasserkraftwerk umgebaut. Seit 1996 fließ das Wasser nur noch zum 60 Meter niedriger gelegenen Storuman. Der See Blaiksjön wurde nicht mehr zur Energieerzeugung genutzt.
Optimal zur Nutzung von viel Windstrom
Inzwischen prüft Vattenfall die Reaktivierung der Pumpspeicherfunktion. Damit ließe sich der heute manchmal im Überfluss vorhandene günstige Windstrom optimal ausnutzen. Eine erste Vorstudie ergab, dass dies sowohl technisch möglich als auch wirtschaftlich sei. Im Herbst 2023 begann Vattenfall mit der Vorprojektierung. Diese wird voraussichtlich bis 2026 dauern. Parallel dazu wurden bereits die Unterlagen zur Umweltprüfung und zur Genehmigung eingereicht. 2027 müsste der Investitionsbeschluss fallen. Nach der aktuellen Planung könnte das Pumpspeicherkraftwerk 2032 (wieder) in Betrieb gehen. Nach der Berechnung von Vattenfall könnte das Pumpspeicherkraftwerk bis zu 315 MW Leistung liefern. Die nutzbare Wassermenge des Blaiksjön soll für vier Tage bei maximaler Leistung reichen.
Bergbau-Altlasten in Blaiksjön und Storjuktan
Zwischenzeitlich waren jedoch andere Akteure vor Ort aktiv gewesen – und das wird nun zum Problem. Das Unternehmen Scanmining begann 2006, in Blaiken Zink abzubauen. 2007 ging das Unternehmen in Konkurs. Die Tailings, also feinkörnige Rückstände aus der Aufbereitungsanlage, sowie Hydroxidschlamm hatte man damals im Blaiksjön gelagert. Laut der staatlichen geologischen Behörde ist die Schicht bis zu 72 Zentimeter hoch. Außerdem leckten giftige Metalle in den See Storjuktan. Die Grube wurde von einem anderen Unternehmen aufgekauft, das aber ebenfalls in Konkurs ging, ohne dass die Umweltsanierung abgeschlossen war. Die Kosten für die Sanierung des Storjuktan blieben am Steuerzahler hängen – laut SVT hat der schwedische Staat dafür bereits 200 Millionen SEK ausgegeben, nach heutigem Stand 17,4 Millionen Euro. Und die Rückstände liegen immer noch im Blaiksjön. Ein Gericht stellte 2016 fest, dass davon keine Gefahr ausgehe, solange sie wasserbedeckt blieben (kurze Zusammenfassung der Geschichte auf Schwedisch hier).
Vattenfall muss Altlasten berücksichtigen
Diese Altlasten muss Vattenfall bei seinen Plänen berücksichtigen. Nach bisherigem Stand will Vattenfall die Tailings im tieferen Teil des Sees konzentrieren, die permanent von Wasser bedeckt sind. Ein staatlicher Geologe hält gegenüber das für nicht ausreichend, da sich das Wasser durch die Pumpvorgänge bewege. Der Umgang mit den Altlasten, so gestand der Vattenfall-Projektleiter gegenüber SVT, sei „die größte Herausforderung“ bei dem Vorhaben.
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