Nuuk (Grönland). Vor 300 Jahren kam der norwegisch-dänische Missionar Hans Egede in Grönland an. Er sollte eine entscheidende Rolle für die Entwicklung des Landes spielen. Doch sein Wirken wird in Grönland nicht mehr ausschließlich positiv gesehen. Und deshalb verzichtet Nuuk nun darauf, das Jubiläum mit einer Feier in kommunaler Regie zu begehen. Darüber berichtete KNR.
Im vergangenen Sommer hatte es bereits eine heiße Diskussion um die optisch prägende Hans-Egede-Statue in Nuuk gegeben. Die Bürgermeisterin von Nuuk, Charlotte Ludvigsen, hatte damals die Bürger selbst darüber abstimmen lassen. Die Mehrheit hatte sich damals dafür ausgesprochen, die Statue stehen zu lassen. Die Debatte um die Kolonialzeit läuft jedoch nicht erst seit vergangenen Sommer. Und Ludvigsen sagte gegenüber KNR, schon 2019 habe die Kommune beschlossen, kein Geld für ein Hans-Egede-Jubiläum auszugeben. Die ursprünglich dafür vorgesehenen 2,7 Millionen DKK (etwa 360 000 Eur0) sollen stattdessen für Verbesserungen in Nuuk ausgegeben werden. Die Hauptstadt Nuuk (dänisch Godthåb) hat 2028 ihren 300. Geburtstag. Dies sei ein Zeitpunkt, die Entwicklung zu feiern. Ludvigsen meinte, wenn andere das Bedürfnis hätten, die Ankunft Egedes zu feiern, beispielsweise Kirche oder Museum, könnten sie dies gerne tun.
Frühere Egede-Jubiläen wurden noch größer gefeiert. So kam zum 200. die dänische Königsfamilie nach Grönland und zum 250. gab es eine neue Kirche in Nuuk. Doch die Stimmung hat sich teilweise gewandelt. Wie man bei der Abstimmung zur Statue sah, gibt es immer noch viele, die an Egede festhalten und seine Rolle in der grönländischen Geschichte gewürdigt sehen wollen. Andere sind kritischer. Ein neuer Verein, Nalik Kalaallit Nunaat, will nun aktiv Diskussionen um die Kolonialzeit befördern und neue Lösungen für die Zukunft finden.
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