Norwegische Regierung will weiter Öl suchen lassen

Norwegen. „Wir brauchen ständig neue Funde, um den norwegischen Sockel weiterzuentwickeln“ – so begründet der norwegische Öl- und Energieminister Terje Aasland, warum die Regierung bereits die nächste Runde für neue Öl- und Gaslizenzen vorbereiten will. Dabei handelt es sich auch um Lizenzen in der Barentssee.

Gebiete zur Ausschreibung in der Barentssee

Die rosa Gebiete sind die neuen Vorschläge zur Ausschreibung in der Barentssee. Quelle Oljedirektoratet

Erst im November hatte die norwegische Regierung verkündet, in der laufenden Legislaturperiode auf eine neue Konzessionsrunde, also die Vergabe von Ölsuchlizenzen, zu verzichten. Damit hatte sich die Minderheitsregierung die Zustimmung der links-sozialistischen Stützpartei (SV) zum Haushalt gesichert. „Konzessionsrunden“ gelten nur für noch unerschlossene Gebiete. Der andere Weg zum neuen Bohrloch ist die „tildeling i forhåndsdefinerte områder“, TFO, (Zuteilung in vordefinierten Bereichen) wobei es sich um schon besser erforschte, „reife“ Gebiete im Umfeld von Zonen handelt, in denen bereits Aktivitäten stattfinden. Und davon sollen in der nächsten Runde gleich 92 ausgeschrieben werden.

Bruch der Vereinbarung?

Ein Blick auf die Lage der Gebiete in der Barentssee zeigt, dass sie doch eher abseits liegen – und ziemlich weit nördlich. Der norwegische Naturschutzbund und Greenpeace meinen gegenüber Aftenposten, dass diese nicht in die TFO-Runde gehörten und die TFO-Runde so missbraucht werde, um doch auch in neuen Gebieten Suchlizenzen zu vergeben. SV-Vertreter Lars Haltbrekken spricht von einer „schleichenden Zuteilung von Arealen in unreifen Gebieten“. Für ihn handelt es sich um einen Bruch der Vereinbarung, und er kündigt Widerstand an.

Zunächst einmal handelt es sich nur um einen Entwurf. Wenn es ums Öl geht, könnte die Regierung des Sozialdemokraten Jonas Gahr Støre aber breite Unterstützung bei der Opposition finden.

Interesse von Investoren an der Barentssee fraglich

Barentssee

 Förderaktivitäten in der Barentssee. Karte sel/ stepmap.

Eine andere Frage ist, ob die erwünschten Investoren auch an diesen abgelegenen Gebieten interessiert sind. Vor zwei Wochen wurden Lizenzen aus einer früheren TFO-Runde zugeteilt. Diese gingen an 25 Gesellschaften. Nur zwei davon hatten sich aber überhaupt Interesse an einem Gebiet in der Barentssee. Equinor hat auch den Ausbau des Wisting-Feldes auf Eis gelegt. Ölgewinnung in der Barentssee heißt fast überall: Weit weg von jeder Infrastruktur, und damit teuer. Außerdem dauert es lange, bis die Produktion wirklich startet, wie man beispielsweise am Projekt Johan Castberg sehen kann, dessen Start nun für Januar 2024 angekündigt ist. Nehmen die Länder ihre Klimaschutzzusagen ernst, würde das Öl oder Gas von Gebieten, die jetzt erst untersucht werden, dann auf den Markt kommen, wenn es die Gesellschaften bereits umgesteuert haben und eventuell gar keine Nachfrage mehr danach ist.

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