Norwegen. Norwegen verdient zurzeit sehr gut am Verkauf von Öl und Gas. Neue Lizenzen zur Ölsuche in bisher nicht genutzten Gebieten, eine 26. Konzessionsrunde, soll es aber in dieser Legislaturperiode nicht geben. Das setzte die sozialistische Stützpartei durch, auf deren Zustimmung die Regierung des Sozialdemokraten Jonas Gahr Støre für den Haushalt 2023 angewiesen ist. Darüber berichteten NRK und e24.
Was bedeutet dieser Verzicht? Lizenzen für die Ölsuche werden in Norwegen über zwei verschiedene Verfahren vergeben. Die nummerierten Konzessionsrunden betreffen neue Gebiete, über die man noch vergleichsweise wenig weiß. Zuletzt waren dies häufig Gebiete in der Barentssee. Ob man dort überhaupt etwas findet, was sich auf wirtschaftliche Weise ausbeuten lässt, ist unsicher. Und vom ersten Fund bis zur Produktion vergehen viele Jahre. So wurden die ersten Quellen im Johan-Castberg-Feld zwischen 2011 und 2014 entdeckt – und erst 2024 kann die Förderung voraussichtlich beginnen. Ein Problem dieser Gebiete ist, dass sie weitab von vorhandener Infrastruktur liegen. Das Interesse der Unternehmen daran ist in den vergangenen Jahren gesunken – bei der Ausschreibung der 25. Konzessionsrunde bewarben sich nur noch sieben Firmen. Erst vor kurzem hatte außerdem Equinor bekannt gegeben, zunächst nicht weiter in das Wisting-Feld zu investieren.
Das andere Verfahren für Ölsucher betrifft Gebiete, die bereits besser erschlossen sind. Diese „Zuteilungen in vordefinierten Bereichen“ (TFO, Tildelinger i forhåndsdefinerte områder) werden jährlich vergeben. Hier kann man schneller mit einer Umsetzung rechnen. Diese werden stattfinden wie bisher.
Stützpartei will mehr Klimaschutz
Die aktuelle norwegische Regierung ist eine Minderheitsregierung aus Sozialdemokraten und Zentrumspartei. Die sozialistische Linkspartei (SV) war aus den Koalitionsverhandlungen ausgestiegen, weil ihr das Programm „zu wenig rot und grün“ war. Allerdings benötigen die Regierungsparteien die Zustimmung von SV, um den Haushalt zu verabschieden. Im vergangenen Jahr konnte SV bereits das Aussetzen der nummerierten Konzessionsrunden für 2022 durchsetzen – nun wird es also bis 2025 keine neuen Suchlizenzen in unerschlossenen Gebieten geben.
Verzicht auf neue Ölsuche alte Forderung von Umweltorganisationen
Die Opposition und Wirtschaftsvertreter kritisierten diese Entscheidung, auch mit Blick auf die aktuelle Energiekrise. Umwelt- und Klimaschutzorganisationen fordern dagegen seit langem den Verzicht auf die Erschließung neuer Ölquellen. Das Öl aus Quellen, die komplett neu erschlossen werden müssen, würde auch erst dann auf den Markt kommen, wenn sich die Welt eigentlich abwenden müsste von diesem Energieträger, um die vereinbarten Klimaziele einzuhalten.
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