Norwegen. Das Öl-Produktionsschiff Johan Castberg ist an seinem Einsatzort in der Barentssee angekommen. Das meldet der Betreiber, der norwegische Staatskonzern Equinor. Das gleichnamige Ölfeld enthält eine ausbeutbare Menge von 450 bis 650 Millionen Fass Öläquivalent. Es ist das bisher nördlichste Ölfeld Norwegens, 240 Kilometer nordwestlich von Hammerfest.
Das 313 Meter lange Produktionsschiff liegt nun verankert auf 370 Meter Wassertiefe, noch 100 Kilometer weiter nordwestlich des Gasfelds Snøhvit. Anders als beim Gasfeld, das eine Pipeline nach Hammerfest hat, wo das Gas verarbeitet wird, kommt das Öl von Johan Castberg gar nicht an Land. Es wird von Bord auf andere Schiffe umgeladen und ausgeliefert – zur großen Enttäuschung der Finnmark-Kommunen, die auf mehr Arbeitsplätze an Land gehofft hatten. Diese Lösung war jedoch laut Betreiber nicht wirtschaftlich. Johan Castberg wird über eine Basis in Hammerfest versorgt, wo auch ein Helikopter stationiert ist, außerdem gibt es ein Betriebsbüro in Harstad.
Investition von 80 Milliarden NOK
Die ersten Funde in dem Feld, das nun ausgebeutet werden soll, wurden zwischen 2011 und 2013 gemacht. Insgesamt werden es 30 Brunnen sein, die über Installationen am Meeresboden das Öl hochpumpen. Die Produktion soll Ende dieses Jahres starten und etwa 30 Jahre dauern. Die Anlage ist auf ein Maximum von knapp 220 000 Fass täglich ausgelegt. Für den Bau des Schiffes und der Unterwasserkonstruktionen wurden bisher laut NRK 80 Milliarden NOK ausgegeben. Nach heutigem Kurs wären das 6,8 Milliarden Euro, doch früher waren die NOK mehr wert. Neben Equinor mit 50 Prozent Anteil sind auch Vår Energi (30 Prozent) und Petoro (20 Prozent) beteiligt. Vår Energi betreibt auch die Goliat-Plattform etwas näher an Land.
Gesamtbilanz Johan Castberg: CO2-Emissionen von mehr als 200 Millionen Tonnen
Norwegen setzt bisher unvermindert weiter auf die Öl- und Gassuche, -förderung und -vertrieb. Laut einem Klimaforscher, der dazu von NRK befragt wurde, wird das Öl, das Johan Castberg hochpumpen wird, bei seiner Verbrennung etwa vier bis fünf Mal so viel CO2 erzeugen wie der jährliche norwegische Ausstoß von 49 Millionen Tonnen. Die Emissionen der Produktion bei Johan Castberg wurden auf rund 10 Millionen Tonnen CO2 geschätzt.
Früherer Artikel zum Thema: Norwegens nördlichstes Ölfeld: Johan Castberg wird teurer