Pajala/Överkalix (Schweden). Festgekettete Aktivisten und blockierte Waldwege: Die Abholzaktionen von Sveaskog in zwei nordschwedischen Wäldern verlief gestern nicht wie geplant. „Skogsupproret„, der „Waldaufstand“ ist eine Aktion von samischen Aktivisten und Extinction Rebellion. Doch das sind nicht die einzigen, die gerade die schwedische Forstwirtschaft anprangern.
Bei den beiden parallelen Aktionen in Pajala und Överkalix ging es darum, die Abholzung von Wäldern zu verhindern, die wichtig für die Rentiere in der Umgebung sind. Betroffen davon sind die Rentierhaltergemeinschaften Ängeså sameby und Tärendö sameby. Die Aktionen bekamen breite mediale Aufmerksamkeit, zum Beispiel bei SVT. Dass Sveaskog abholzt, ohne die Interessen der Rentierhalter zu berücksichtigen, ist nicht neu: Seit kurzem läuft auch eine Kampagne von Greenpeace, in der es um die Probleme von Muonio sameby mit Sveaskog geht. Vergangenen November protestierte Luokta-Mávas sameby gegen die geplante Abholzung eines Waldstückes. Dank eines prominenten Mitglieds, der Musikerin Sofia Jannok, wurde der Protest überregional bekannt und Sveaskog machte einen Rückzieher. Sveaskog, Schwedens größter und staatseigener Waldbesitzer, erhielt im vergangenen Jahr den schwedischen Greenwashing-Preis. Sveaskog werbe mit nachhaltiger Forstwirtschaft, betreibe aber in Wirklichkeit Kahlschlag, verursache Bodenschäden und zerstöre wertvolle Lebensräume, so die Begründung damals.
„More of everything“ zeigt Schein und Sein der schwedischen Forstwirtschaft
Der Diskrepanz zwischen Schein und Sein der schwedischen Forstwirtschaft widmet sich auch der Film „More of everything“ der Waldschutzorganisation Skydda Skogen und Greenpeace Nordic. Eine Stunde lang wird das Bild des nachhaltigen, klimafreundlichen Wirtschaftszweiges zerlegt – nicht von Aktivisten, sondern von Wissenschaftlern. Es ist richtig, dass für abgeholzte Bäume neue gepflanzt werden. Sowohl für das Klima als auch für die Biodiversität wäre es aber sinnvoller, wenn die alten stehenblieben. Und die Gesamt-Klimabilanz der holzverarbeitenden Industrie sieht schlecht aus.
Nachfrage nach Verpackungsmaterial, aber nicht nach Papier
Aber werden Holz und Papier nicht gebraucht? Stora Enso, eines der größten holzverarbeitenden Unternehmen, hat gerade die Schließung seiner Papiermühlen in Kvarnveden bei Borlänge, Schweden, und in Veitsilouto bei Kemi, Finnland, angekündigt. Die Nachfrage nach Papier sei gesunken, es gebe Überkapazitäten. Die Nachfrage nach Wellpappe ist dagegen in Pandemiezeiten gestiegen – der Onlinehandel braucht Verpackungsmaterial.
Früherer Artikel zum Thema:
- Mit Social Media gegen Sveaskog: Wald vorerst gerettet
- Schwedischer Greenwashing-Preis geht an Sveaskog
Hier der Film More of everything: