Mindestens 70 Rentiere von Lawinen in Norwegen verschüttet

Kåfjord (Norwegen). Mindestens 70 Rentiere wurden vergangene Woche durch Lawinen im Nommedal, Kåfjord Kommune, in Nordnorwegen getötet. Das Gebiet gehört nicht zu den üblichen Winterweiden – die Tiere hielten sich dort auf, weil sie anderswo nicht an Futter herankamen. Darüber berichtete NRK.

Finnmark

Norwegische Rentiere, hier auf sicherem Terrain

Die Futtersituation der Rentiere in Nordnorwegen ist aktuell angespannt. An vielen Stellen ist Eis unter dem Schnee aufgrund der wechselnden Wetterverhältnisse in diesem Winter. An anderen ist sehr viel Schnee. Die Tiere im Nommedal hatten sich vermutlich auf dem steilen Abhang aufgehalten, weil der Wind dort den Schnee weggeblasen hatte und sie besser an Futter kamen – so laut NRK die Theorie des Vertreters der staatlichen Naturaufsicht, der die Unglücksstelle besuchte.

Die zuständige Rentierkooperative (Reinbeitedistrikt) hatte bereits versucht, die Tiere in ein anderes Gebiet zu treiben. Aufgrund der großen Lawinengefahr hatten die Rentierhalter zuletzt allerdings nicht persönlich in das Gebiet gehen können. In diesem Jahr gab es besonders viele Lawinenwarnungen in Nordnorwegen.

Über eine Strecke von drei Kilometern waren mehrere Lawinen abgegangen. 70 tote Tiere wurden gezählt, es können noch weitere verschüttet sein. Unter diesen Tieren waren auch trächtige Rentierkühe.

Immer häufiger Futterkrisen

Futterkrisen gibt es bei den Rentieren immer wieder, und sie häufen sich. Die Hauptursache: Das Winterwetter ist im Zuge des Klimawandels wechselhafter geworden. Rentiere sind eigentlich perfekt an die Kälte angepasst und graben sich mit ihren großen Hufen durch den Schnee, bis sie auf Nahrung stoßen. Es kommt jedoch immer häufiger vor, das es zwischendurch regnet und sich dann Eisschichten bilden, durch die die Rentiere nicht mehr an ihr Futter kommen. Mehr Niederschläge infolge des Klimawandels kann aber auch extrem viel Schnee bedeuten – so wie 2020. Immer häufiger müssen die Rentierhalter zufüttern, damit die Tiere durch den Winter kommen.

Schwedische Rentierhalter gegen Heliskiing

Auch in Nordschweden gibt es Futterprobleme. Zurzeit halten sich mehr Rentiere in den alpinen Bergregionen auf als in normalen Wintern, weil sie dort besser an Nahrung kommen. Mehrere Rentierkooperativen wollen dort deshalb das beliebte Heliskiing aussetzen, damit die Tiere nicht gestört werden, berichtet SVT. Die Rentierhalter können allerdings nicht selbst ein Verbot durchsetzen und sind in der Praxis auf Verständnis bei Tourismus- und Helikopterunternehmen angewiesen.

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