Die doppelte Krise: hungrige Rentiere und Corona

Norwegen. Es ist gerade kein guter Moment, um in der Tourismusbranche zu sein. Anbieter aus Nordnorwegen sind da keine Ausnahme. Neben dem Coronavirus hängt jedoch noch eine zweite Krise über der Region: Die Rentiere kommen nicht an ihr Futter – und die Krisenmittel sind schon aufgebraucht. Darüber berichtete NRK.

Finnmark

Rentiere in der Finnmarksvidda (Archivbild)

In Kautokeino in der Finnmarksvidda lebt etwa die Hälfte der Einwohner von der Rentierzucht. Flächenmäßig ist Kautokeino Norwegens größte Kommune, hat aber nur knapp 3000 Menschen. Der Zentralort Kautokeino gilt als kulturelles Zentrum der norwegischen Samen. Dort befindet sich das samische Nationaltheater, Beaivváš Sámi Našunálateáhter und die samische Hochschule, Sámi Allaskuvla. Jedes Jahr zu Ostern wird in Kautokeino der Sámi Grand Prix ausgetragen sowie ein Rentierrennen – diesmal natürlich nicht. Und vermutlich ist auch niemand dort in Feierlaune. Es gibt den ersten Coronafall und und es gibt die Futterkrise.

Zu viel Schnee und Eisschichten

Mehr als dreimal so viel Schnee wie normal fiel in Kautokeino. Dazwischen sind Schichten von Eis aus Wärmephasen, die es den Tieren unmöglich machen, sich bis zum Futter durchzugraben. Schon vor Wochen haben Züchter in ganz Nordnorwegen begonnen, zuzufüttern, damit ihre Tiere nicht verhungern, und der Winter dort dauert noch. Die Krisenfonds sind bereits aufgebraucht. 34 Bürgermeister aus Troms og Finnmark haben sich bereits hilfesuchend an die Regierung gewandt. Es geht um etwa 200 000 Tiere. Familien, die neben der Rentierzucht auf Tourismus setzten, sind nun doppelt getroffen.

Militär soll beim Transport helfen

Der Futtertransport zu den entfernten Stellen ist aufwendig. Personal uns Fahrezeuge werden benötigt. Gestern meldete nun der Norske Reindriftsamers Landsforbund nach einem Gespräch mit der zuständigen Ministerin, Hilfe sei auf dem Weg: Anträge auf Unterstützung sollen schnell bearbeitet werden, außerdem solle das Militär die Rentierzüchter unterstützen.  NRK  berichtete nun, das Militär (Forsvaret) werde helfen, Futter mit Kettenfahrzeugen in die abgelegenen Gebiete zu bringen. (Update 18 Uhr).

Früherer Artikel zum Thema:Ungünstige Schneeverhältnisse – Rentierhalter müssen zufüttern

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