Lawinen-Saison in Norwegen noch nicht zu Ende

Norwegen. Schnee ist ja so schön – wenn er da liegen bleibt, wo man ihn haben will. Das ist leider nicht immer der Fall. In Norwegen ist immer noch Lawinen-Saison, bisher gab es neun Todesopfer. Und auf Spitzbergen warten mehr als 100 Personen seit einem Monat darauf, in ihre Wohnungen zurückkehren zu können.

Lawine

Diese Lawine im März stoppte kurz vor der Bebauung von Nybyen, Spitzbergen. Foto Sysselmannen på Svalbard

Erst gestern ging wieder eine Lawine am Gaustatoppen in Südnorwegen ab. Eine Skispur führte in das Gebiet hinein, und alle Einsatzkräfte wurden mobilisiert, berichtete NRK. Die Spur war aber offenbar älter. Es wurden weder vermisste Personen gemeldet noch gab es Hinweise darauf, dass Menschen verschüttet worden waren.

Vor einer Woche war das leider anders. Zwei norwegische Tourenskifahrer, 26 und 28 Jahre alt, kamen in einer Lawine am Berg Sofiatinden auf der Lyngen-Halbinsel in Troms ums Leben. Die Lawine war beobachtet worden, Rettungskräfte wurden alarmiert. Beide Skifahrer waren mit einem Lawinen-Verschütteten-Suchgerät ausgerüstet und die Rettungskräfte konnten gezielt graben. Doch die Skifahrer lagen unter 1,5 Meter Schnee. Für beide war es zu spät.

Nach der Statistik von varsom. no ist die Region Troms mit Abstand die mit den meisten Lawinenopfern. Ein Lawinenexperte führte dies gegenüber NRK allerdings vor allem darauf zurück, dass dort so viele Leute in den Bergen unterwegs seien – steil sei es auch anderswo. Die beiden Opfer am Sofiatinden sind nur die jüngsten einer unfallträchtigen Saison. Insgesamt 79 Personen wurden 2020/21 in Norwegen von einer Lawine erfasst, die meisten konnten sich allerdings befreien. Neun schafften es nicht. Dazu gehört ein Mann im Schneeräumfahrzeug, der bei der Arbeit verschüttet wurde, und zwei Personen auf Skiern auf Jan Mayen. Die anderen waren ebenfalls auf Skiern oder zu Fuß unterwegs. In der Lawinen-Saison zuvor kamen nur drei ums Leben, 2018/19 waren es 13 Personen.

Mehr als 100 Personen seit einem Monat evakuiert

Auf Spitzbergen leben nicht nur die gefährlich, die sich in die Berge begeben – in Longyearbyen sind in den vergangenen Jahren mehrere Häuser von Lawinen zerstört worden. Seit einem Monat sind nun schon mehr als 100 Personen aus dem Ortsteil Nybyen evakuiert, deren Wohnungen aktuell gefährdet sind. Oberhalb von Nybyen am Gruvefjellet haben sich überhängende Schneeverwehungen, sogenannte Wechten gebildet. Brechen diese ab, können sie  an dem steilen Abhang eine Lawine auslösen. In diesem Jahr gab es schon vier Lawinen oberhalb von Nybyen, die bisher aber keinen Schaden an Gebäuden angerichtet haben. Longyearbyen hat bereits lawinengefährdete Häuser abgerissen und hat mit Baumaßnahmen zur Sicherung des Hanges oberhalb des Ortsteils Lia begonnen. Dass der Ort häufiger als früher von Lawinen bedroht ist, wird auch auf den Klimawandel zurückgeführt, der auf Spitzbergen besonders deutlich zu spüren ist.

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