Norsjö (Schweden). Die längste Passagier-Seilbahn der Welt zwischen Mensträsk und Örträsk ist bald nur noch ein großer Haufen Schrott – ungefähr 1,3 Millionen Kilogramm. Nach 44 Jahren Erz- und 28 Jahren Touristentransport geht damit auch ein Stück nordschwedische Industriegeschichte ins Recycling. Der Betrieb musste eingestellt werden, weil die Betonstützen sanierungsbedürftig waren.
Lange hatten die früheren Betreiber Bosse Biström und Marie-Louise Eklund nach einem Nachfolger gesucht, der auch die Seilbahn wieder flott macht. Ihnen gehörten auch Immobilien an den Endpunkten, die für Touristen genutzt wurden. Für einen weiteren Betrieb der Seilbahn hätten die Betonstützen aus den 1940er Jahren allerdings saniert werden müssen. „Es wäre zu teuer gewesen, sie wieder in Betrieb zu nehmen. Das war ökonomisch nicht zu vertreten“, sagt die neue Besitzerin, Sonja Hellström, zu SVT. Das Geld aus dem Schrott soll für die Sanierung der Häuser verwendet werden.
Vom Erz- zum Touristentransport
Die Seilbahn wurde 1943 gebaut, um Erz vom Bergwerk Kristineberg zum Anreicherungswerk in Boliden zu transportieren. Damals betrug die Strecke sogar 96 Kilometer. Nachdem immer mehr Schäden auftraten, wurde die Bahn 1987 durch LKW ersetzt. Dank einer privaten Initiative und einem staatlichen Zuschuss wurden 13 Kilometer zwischen Mensträsk und Örträsk für die Fahrt mit Touristen umgebaut. Hunderttausende nutzten diese für einen Ausflug über Wald und See.
Kein öffentliches Interesse an dem Industriedenkmal
Mit der Bahn enden auch die Aktivitäten des Vereins Världens Längsta Linbaneförening. Auf der Facebookseite bedauert die Vorsitzende, dass öffentliche Stellen kein Interesse gehabt hätten, die Bahn als Industriedenkmal zu erhalten. Der ehemalige Bergwerksbau in Mensträsk, der zum Komplex gehört, ist heute umgebaut zu einem architektonisch sehr ungewöhnlichen Restaurant- und Konferenzgebäude, in dem noch an die Geschichte erinnert wird. Und auch die Stützen wird man wohl noch länger sehen.
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