Norwegen. Vor knapp zwei Monaten entwichen rund 27 000 Lachse aus einer Zuchtanlage in der Kommune Dyrøy, südlich von Senja. Nur gut 1200 davon konnten bis jetzt wieder eingefangen werden. Entweichende Zuchtfische bedrohen den Bestand des Wildlachses und sind eins von vielen Probleme der norwegischen Aquakultur, die den Forschungsinstituten jüngst erneut schlechte Noten für Tiergesundheit und Sterblichkeitsquote bekam. Darüber berichtete NRK.

Aquakultur (Genrebild)
Dabei gab es im Februar eine Nachricht aus dem neuesten Fischgesundheitsbericht des Veterinärinstituts, die zumindest in die richtige Richtung ging: 2023 starben weniger Fische in den Seegehegen als 2023. Da waren 16,7 Prozent der Fische noch vor der Schlachtung gestorben, 2024 waren es 15,4 Prozent. Diese Zahl ist allerdings weiterhin hoch. Konkret handelt es sich dabei um rund 60 Millionen Fische, fast alles Lachs, aber auch Regenbogenforelle. Die Situation ist regional unterschiedlich: Am höchsten war die Sterblichkeit 2024 in Nordmøre/ Sør-Trøndelag mit 22,4 Prozent, am niedrigsten in der Ostfinnmark mit 4,1 Prozent. Zuchtkabeljau wird extra ausgewiesen.
Rund 49 Millionen Fische starben allerdings bereits, bevor sie überhaupt groß genug waren für die Seegehege. Dies sei die höchste Zahl an gemeldeten toten Satzfischen, die sie bisher gesehen habe, so eine Vertreterin des Veterinärinstituts zu NRK.
Nur 80,6 Prozent der Lachse superior?
Hat der Fisch keine guten Bedingungen, entwickelt er sich auch nicht optimal – und lässt sich auch nicht optimal verkaufen. Nur 80,6 Prozent der Lachse hatten schließlich „Superior“-Qualität, was eine Verschlechterung gegenüber der Vorjahre ist. Ein häufiger Grund dafür sind Wunden und Verletzungen. Bei den Regenbogenforellen wurden 87,5 Prozent als „Superior“ anerkannt.
Hohe Sterblichkeit und weniger gute Qualität beim Zuchtkabeljau
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 1 408 650 Tonnen Lachs und 86 347 Tonnen Regenbogenforellen geschlachtet. Im Vergleich dazu machte Zuchtkabeljau mit 12 263 Tonnen nur einen kleinen Anteil aus. Doch seine „Superior“-Quote lag mit 78 Prozent am niedrigsten. 3,6 Prozent waren sogar komplett „Ausschuss“, ein Vielfaches von Lachs und Regenbogenforelle. 22 Prozent der Zuchtkabeljaue starben 2024, bevor sie geschlachtet wurden – weit mehr als in den vergangenen Jahren. Damit hat sich die Situation des Zucht-Kabeljau in den vergangenen Jahren immer mehr zum Schlechteren entwickelt.
Über die negativen Auswirkungen der Fischzucht auf die Umwelt, unter anderem durch entweichende Lachse, die sich mit dem Wildlachsbestand vermischen, und lokale Auswirkungen von Zuchtgehegen auf das Bodenleben und andere Fische geht es außerdem im neuen Risikorapport des norwegischen Meeresforschungsinstituts.
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