Norwegen. Die norwegische Seafood-Branche verzeichnete 2022 einen neuen Verkaufsrekord, 151,4 Milliarden NOK. Und fast 70 Prozent dieser Einnahmen kommen vom Zuchtlachs. In Norwegen war die Lachsbranche aber gerade wieder in den Schlagzeilen: Bei einer unangemeldeten Kontrolle stellte die Aufsicht fest, dass offenbar bereits tote Fische mit zur Schlachtung gehen sollten. Darüber berichtete NRK.
In der Vergangenheit wussten die norwegischen Lachszüchter immer, wann die Aufsichtsbehörde (Mattillsynet) kam – denn die Inspektoren waren auf deren Schiffe angewiesen, um überhaupt zu den Fischgehegen zu kommen. Für die diesjährige Aufsichtsrunde hatte die Behörde aber ein Abkommen mit der Küstenwache geschlossen und das Personal erschien erstmals unangekündigt. Und sahen bei einem großen Lachzüchter vor Hitra, wie ein Schlachtschiff Fische aus dem Gehege über den Schlauch aufsaugte, inklusive sehr vieler bereits toter Fische. So berichtete es NRK, inklusive Bilder und Videos der Behörde. Die Inspektoren verhängten sofort ein Schlachtverbot. Denn nach den Vorschriften darf Fisch, der bereits vorher aus irgendeinem Grund gestorben ist, nicht für den menschlichen Konsum verkauft werden. Die Firma bestreitet die Absicht und verweist aus ihre Sicherheitsmechanismen, will aber den Vorfall untersuchen.
Kennzeichnung der Fischkrankheiten?
In der Folge wurden weitere Beispiele anderer Unternehmen bekannt, die beispielsweise verletzten oder nicht korrekt verarbeiteten Zuchtlachs in den Handel brachten. Und der norwegische Verbraucherrat schlug vor, Fische zukünftig mit einem Hinweis zu ihrer Krankheitsgeschichte in den Handel zu bringen.
Hohe Sterblichkeit Zeichen für mangelndes Tierwohl
Der Bericht des Meeresforschungsinstitutes zum Zustand des Zuchtlachses meldet für 2022 58 Millionen tote Lachse in den Gehegen. Der Landesdurchschnitt liegt bei 15% toter Lachse, einige Gebiete oder Produzenten haben aber deutlich mehr. „Die Sterblichkeit ist ein grober Indikator für das Tierwohl, aber man kann durchaus davon ausgehen, dass es den Fischen, die sterben, vorher schlecht ging, und dass eine hohe Sterblichkeit ein Zeichen für mangelndes Tierwohl ist“ , heißt es in dem Bericht.
Island: Eine Million Zuchtlachse wegen Läusen getötet
Probleme mit dem Tierwohl gibt es nicht nur im Mutterland der Lachszucht, sondern auch bei denen, die Norwegen nachstreben – zum Beispiel Island. Dort mussten vor Kurzem eine Million Zuchtlachse vorzeitig getötet werden, weil sie extrem stark von Lachsläusen befallen und die Wunden entzündet waren. Auch wegen der vielen entwichenen Zuchtlachse, die dann in isländische Flüsse aufstiegen, gibt es viele kritische Stimmen auf Island gegen die aktuelle Praxis.
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