Dänisch-grönländischer Kurzfilm „Ivalu“ in der Oscar-Auswahl

Grönland. Wenn demnächst die Oscars vergeben werden, werden das auch viele Grönländer interessiert verfolgen. Denn der 16-Minuten-Kurzfilm „Ivalu“ gehört zu den Nominierten. Der dänische Regisseur Anders Walter drehte den Film zusammen mit der grönländischen Filmemacherin Pipaluk Kreutzmann Jørgensen und grönländischen Darstellern. Und nicht zuletzt ist es ein Thema, das die grönländische Gesellschaft betrifft.

Pilmplakat Ivalu

Filmplakat zu Ivalu mit Mila Heilmann Kreutzmann.

„Ivalu“ basiert auf einer Graphic Novel des dänischen Kinder- und Jugendbuchautors Morten Dürr und Zeichner Lars Hornemann. Die Geschichte spielt in einem grönländischen Dorf, wo ein Vater zusammen mit seinen beiden Töchtern lebt. Die Ältere, Ivalu, ist plötzlich verschwunden, und die Jüngere, Pipaluk, geht sie suchen. Dabei enthüllt sich auch die Ursache von Ivalus Flucht – sie wurde vom Vater missbraucht.

Regisseur Anders Walter, der bereits für seinen Kurzfilm „Helium“ einen Oscar erhielt,  berichtet im Interview mit Directors Notes, was ihn an diesem Buch überzeugt hat: „Es ist eine wirklich schöne Graphic Novel, so poetisch, wie die Natur betrachtet wird, die ganze Herangehensweise der Bilder. Das Voiceover, auch ein wichtiger Teil der Graphic Novel, ist wirklich poetisch. Der Aufbau ist brilliant, und zum Ende hin, wenn einem klar wird, worum es geht, ist es ein echter Schlag.“

Das harte, leider auch realistische Ende der Graphic Novel hat Anders Walter etwas abgewandelt – zumindest für Pipaluk soll es Hoffnung geben. Auch die grönländische Mythologie, die im Film eine Rolle spielt, kommt im Original nicht vor.

Film auf Grönländisch

Der Film ist ganz aus der Perspektive der kleinen Pipaluk gedreht, gespielt von der elfjährigen Mila Heilmann Kreutzmann. Es wird nur grönländisch gesprochen, was für den dänischen Regisseur eine Herausforderung war, weil er die Sprachmelodie nicht einschätzen konnte:“Es gab Momente, da kam mir der Take sehr gelungen vor, und meine Co-Regisseurin mir aber erklärte, es sei ganz furchtbar.“

Die Zusammenarbeit mit Pipaluk Kreutzmann Jørgensen und der grönländischen Produktionsgesellschaft waren für Walter die einzige Möglichkeit, die Idee angemessen umzusetzen, wie er im Interview berichtet – angesichts des etwas angespannten Verhältnisses zwischen Dänemark und Grönland, und auch angesichts des tabubelegten Themas. Dass der Film nun für einen Oscar nominiert ist, freut ihn insbesondere für sein grönländisches Team. Wie KNR berichtet, ist die junge Hauptdarstellerin mit ihrer Familie bereits in Hollywood.

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Tasiilaq: Das Dorf, in dem die Kinder endlich Gehör finden sollen

Der Trailer:

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