Kiruna (Schweden). Es ist entschieden: Die europäischen Kulturhauptstädte 2029 sind Lublin in Polen und Kiruna in Schweden. Dass es jeweils eine Stadt aus Polen und eine aus Schweden sein würde, war schon bestimmt. Die Bergbaustadt im hohen Norden setzte sich dabei in der Gunst der Jury gegen das alteehrwürdige Uppsala durch. Kiruna wird damit die bisher nördlichste Kulturhauptstadt – bisher ist dies Bodø, dessen Jahr gerade zu Ende geht.
Die beiden schwedischen Kandidaten könnten gegensätzlicher nicht sein: Uppsala mit seiner langen Geschichte und der ältesten Universität des Landes gegen einen Ort, dessen älteste Bausubstanz eine Holzhütte aus dem Jahr 1890 ist, die man außerdem umziehen musste, damit sie nicht den Bergbauschäden zum Opfer fällt. Dass die Wahl der Jury dabei auf Kiruna fiel, spricht zum einen für das Team, das die Bewerbung vorbereitet hat. Kiruna wirbt dabei unter anderem mit seiner kulturellen Vielfalt, der lokalen Symbiose aus schwedischer, samischer und tornedalfinnischer Kultur. Man wirbt außerdem mit dem Spannungsfeld zwischen der schweren Bergbauindustrie und den Einrichtungen zur Weltraumforschung. Neben der dominierenden industriellen Entwicklung soll die Kultur als ausgleichenden Faktor wirken, um die Attraktivität zu erhöhen. Das Ungewöhnliche an Kirunas Situation inklusive Stadtumzug fand die internationale Jury offenbar interessanter. Kiruna wird damit die dritte Kulturhauptstadt in Schweden nach Stockholm 1998 und Umeå 2014.
Verlust für Kulturleben durch den Stadtumzug
Bei einer Umfrage in Kiruna bekam der Reporter gestern positive Antworten – die Leute hofften darauf, dass dann auch etwas in der Stadt passieren werde. Kritisch gegenüber der Bewerbung waren diejenigen gewesen, deren alte Vereins- und Übungslokale aufgrund der Bergbauschäden schließen müssen oder schon geschlossen haben und für die es im „neuen Kiruna“ bisher keinen adäquaten Ersatz gibt. So wurde beispielsweise im Herbst bekannt, dass das Gebäude des Musikvereins Tusen toner nun doch nicht umgezogen, sondern abgerissen wird. Dabei handelt es sich um die ehemalige Krankenstation Kirunas, in der heute Musiker und Bands üben und auftreten. Eigentlich war das Gebäude für den Umzug vorgesehen, und dafür hatte es auch Geld von der Bergbaufirma LKAB gegeben. Dieses Geld hätte voraussichtlich aber nicht gereicht – und ist auch schon an anderer Stelle ausgegeben worden, denn viele Posten sind beim Stadtumzug teurer geworden als vorher.
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