Grönland/Dänemark.„Wir wollen keine Dänen sein. Wir wollen keine Amerikaner sein. Wir wollen Grönländer sein“, sagte der grönländische Regierungschef Múte B. Egede gestern auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen. Das Interesse Donald Trumps an Grönland hatte auch die internationale Aufmerksamkeit auf das durchaus komplizierte dänisch-grönländische Verhältnis gelenkt. Klar ist: Veränderungen sind in Gang. Darüber berichteten unter anderem DR, Sermitsiaq und KNR.
Bereits in seiner Neujahrsrede hatte Múte B. Egede seinen Fokus auf neue Wege für Grönland gelegt – und dafür sei die Ablösung von Dänemark die Voraussetzung. So argumentierte er auch auf der Pressekonferenz. Der Status quo sei keine Option. „Auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen hätten wir gerne mehr Spielraum. Aber wenn ich mit einem anderen Staatschef sprechen soll, muss immer ein Botschafter Dänemarks dabei sein“, wird Egede in den Medien zitiert.
Frederiksen würde lieber weiter- statt abwickeln
Mette Frederiksen machte deutlich, dass sie die Rigsfællesskab, also die gemeinsame Existenz von Dänemark, Grönland und den Färöer in einem Staat, gerne weiter- und nicht abwickeln möchte. Aber sie zeigte Verständnis für die Wünsche nach mehr Selbstständigkeit und verweis darauf, dass man sich bemühe, neue Lösungen zu finden – zum Beispiel dabei, dass die Färöer eigenständiges Mitglied der WTO werden können.
Tatsächlich bezieht Mette Frederiksen die grönländischen und färöischen Vertreter stärker ein als ihre Vorgänger. Das gesteht ihr auch Aki-Mathilda Høegh-Dam zu, grönländische Vertreterin im Folketing und meist äußerst Dänemark-kritisch.
Konflikte in der Vergangenheit und Gegenwart
Doch es gibt immer noch Unrecht aus der Vergangenheit, das nicht befriedigend aufgearbeitet ist, zum Beispiel die Spiralenkampagne. Umstritten ist auch ein heute verwendeter psychologischer Test zur Beurteilung der Situation von Kindern in der Familie, der einen grönländischen Hintergrund nicht berücksichtigt. Und die Veränderungen gehen langsam: Egede verweist darauf, dass es 15 Jahre gedauert habe, um durchzusetzen, dass Grönland den Vertreter für den Arktischen Rat stellt. Nur wegen Grönland ist der Staat Dänemark Mitglied im Arktischen Rat.
Kooperation zu grönländischen Prämissen
Die von Grönland erstrebte Selbstständigkeit schließt die wirtschaftliche ZUsammenarbeit mit anderen Staaten nicht aus, im Gegenteil, dies ist erwünscht. Grönland kooperiert bereits heute auch mit den USA, nicht nur bei der Pituffik Space Base. Das werde auch fortgeführt, so Egede – wichtig sei, dass es zu grönländischen Prämissen geschehe.
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