Kiruna (Schweden). Der geplante Ballonstart für das Geoengineering-Projekt Scopex in Kiruna wird nicht stattfinden – jedenfalls nicht in diesem Jahr. Das gab das Swedish Space Center (SSC) vor kurzem bekannt. Gegen den Testflug vom Startplatz Esrange aus hatte es massiven Widerstand gegeben. Das Scopex-Team will nun zunächst Öffentlichkeitsarbeit zum Projekt in Schweden betreiben.
Im Projekt Scopex ( Stratospheric Controlled Perturbation Experiment) der US-Universität Harvard wird zu solarem Geoengineering geforscht. Letztlich sollen Partikel freigesetzt werden, die die Sonnenstrahlen daran hindern, bis zur Erde durchzudringen, ähnlich wie Vulkanausbrüche. Die beteiligten Forscher sehen darin ein letztes Mittel, um die negativen Folgen der Klimaerwärmung zu begrenzen.
Bei dem Testflug in Kiruna hätte lediglich die Ballonausrüstung für den späteren Einsatz getestet werden sollen. Doch ein erfolgreicher Test der Ausrüstung wäre die Vorbereitung für einen Flug mit Partikelfreisetzung gewesen, sei es in Kiruna oder anderswo. Geoengineering ist aufgrund seiner unüberblickbaren Folgen massiv umstritten. Wissenschaftler, Umweltschützer und der Samische Rat hatten sich in einem Brief an die schwedische Regierung gewandt, um das Projekt zu stoppen. Das Swedish Space Center (SSC), das den Startplatz in Esrange betreibt, ist Eigentum des schwedischen Staates.
SSC wünscht „gesellschaftliche Diskussion“ zum Thema
SSC hat nun bekannt gegeben, dass der für Juni geplante Testflug nicht stattfinden wird. Als Begründung werden die geteilten Meinungen unter den Wissenschaftlern zu Geoengineering und der damit verbundenen Ausrüstung genannt. SSC habe sich dazu mit Experten und Beteiligten beraten. In Abstimmung mit Harvard sei die Entscheidung gefallen, den Testflug nicht durchzuführen.
Eine endgültige Absage ist das allerdings nicht: „Ob Forschung zu Geoengineering betrieben werden soll oder nicht, ist eine wichtige Diskussion, die fortgeführt werden sollte – unter den Wissenschaftlern ebenso wie mit anderen Beteiligten und der Öffentlichkeit. SSC begrüßt eine solche breite gesellschaftliche Diskussion zu diesem wichtigen Thema.“
Harvard-Ausschuss empfiehlt Öffentlichkeitsarbeit in Schweden
Was nun geplant ist, erfährt man etwas deutlicher aus der Stellungnahme des beratenden Ausschusses zum Scopex-Projekt: „Aus den Rückmeldungen wird deutlich, dass es ein weit verbreitetes Engagement für Forschung gibt, die verhindern kann, dass der Klimawandel noch schlimmer wird. Es wird aber auch deutlich, dass es keinen Konsens über Forschung gibt, die mit Geoengineering verbunden ist“, heißt es dort. Der beratende Ausschuss von Scopex empfiehlt deshalb, „dass in Schweden gesellschaftliches Engagement stattfinden soll, bevor dort Scopex-Forschung betrieben wird.“
Der Beratende Ausschuss sucht nun professionelle Kontakte in Schweden, die dabei helfen sollen, das Thema zu vermitteln. „Der Ausschuss hat Harvard und dem Forschungsteam empfohlen, dass alle Ausrüstungs-Testflüge in Schweden ausgesetzt werden, bis der Ausschuss eine endgültige Empfehlung zu diesen Flügen geben kann, auf der Basis einer soliden und umfassenden öffentlichen Beteiligung in Schweden.“
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